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»Offene Kirche« an zwei Tagen der Woche

35 Gemeindeglieder machen es möglich: In der Jacobi-Kirche verweilen und Ruhe finden


Werther (mapu). Wer außerhalb der Gottesdienstzeiten in die Jacobi-Kirche schauen wollte, stand bislang vor verriegelten Türen. »Ein Zustand, der uns schon lange neidisch auf andere Gemeinden blicken lässt«, räumt die pensionierte Pastorin Christa-Marlene Staschen ein. Doch künftig soll Schluss sein mit der Wertheraner Verschlossenheit.
Von Donnerstag, 19. April, an sollen die Pforten des schmucken Gotteshauses jeden Donnerstag und Freitag von 15 bis 18 Uhr offen stehen. »Damit geht für uns ein kleiner Traum in Erfüllung«, hätten Staschen und ihre Mitstreiter Heinrich Ellerbrake, Gerd Kerksiek sowie Ute Schwarze das Projekt »Offene Kirche« bereits seit mehreren Jahren ins Auge gefasst.
Dass das Vorhaben nun endlich in die Tat umgesetzt werden kann, ist dem ehrenamtlichen Einsatz von 35 engagierten Gemeindegliedern zu verdanken. Sie werden während der neuen Öffnungszeiten jeweils in Zweier-Teams in der Jacobi-Kirche anwesend sein, um für Fragen der Besucher zur Verfügung zu stehen. »Unser Team wird sich aber keinesfalls auf die Leute stürzen, sobald sie die Kirche betreten«, versichert Christa-Marlene Staschen. Ihre Aufgabe sei vielmehr, sich im Hintergrund zu halten und bei Bedarf mit Informationen zur Historie der Kirche zur Verfügung zu stehen. Schließlich solle die neue »Offene Kirche« ein einladender Ort sein, an dem man gerne verweilt und vor allem Ruhe findet. »Es ist also absolut in Ordnung, wenn jemand sich einfach nur umsehen oder hinsetzen möchte, um anschließend wieder hinaus zu gehen«, versichert Staschen.
Als besonderes Ritual hätten immer mehr Kirchgänger das Entzünden eines Teelichts für sich entdeckt. »Das ist eine wunderbare Sache. Denn die evangelische Kirche ist ja leider arm an symbolichen Handlungen und meditativen Elementen«, weist Staschen auf einen Kerzenbehälter in Nähe zum Altar hin. »Auch solch ein Akt kann zur Entspannung beitragen.« Ebenso die dezente Orgelmusik, die im Hintergrund laufen soll.
Langfristig könne sich Christa-Marlene Staschen vostellen, die Kirche sogar an allen fünf Werktagen zu öffnen: »Aber wir wollen erst einmal abwarten, wie unser neues Angebot angenommen wird, das wir erst einmal bis zum 28. September durchführen werden. Ein bisschen Geduld ist sicherlich notwendig.« Erste Rückmeldungen wird sie jedoch dem »Anliegen-Buch« entnehmen können, das für Kommentare der Besucher ausliegen wird.
Übrigens lege das Team der »Offenen Kirche« großen Wert darauf, nicht in die von den offiziellen Stadtführern abgedeckten Bereiche einzudringen. Staschen: »Eine Turmführung wird es bei uns beispielsweise nie geben. Wir wollen die Leute auch nicht belehren, sondern ihnen einfach nur eine sicherlich wunderschöne Kirche zum gemächlichen Verweilen beten.«

Artikel vom 12.04.2007