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»Auto-Käufer
verunsichert«

Pkw-Händler zur Klima-Pass-Idee

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Rußpartikel-Filter, neue Kfz-Steuer, Feinstaub-Plaketten und jetzt der Klima-Pass: Bundesdeutsche Politik ist sehr aktiv, wenn es darum geht, den Umweltschutz bei Autos voranzutreiben. Das WESTFALEN-BLATT fragte bei heimischen Autohändlern nach, was sie von dem jüngsten Vorstoß halten.
Schon jetzt bei Klaus-Dieter Milsmann sichtbar: 174 Gramm CO2 pro Kilometer bläst dieser Sportwagen in die Luft. Foto: Niemeyer

»Inzwischen wird gezielt nach dem Kohlendioxid-Ausstoß gefragt«, hat Fiat-Vertragshändler Rainer Petersmeyer eine Veränderung des Kundenverhaltens festgestellt. Natürlich werde auch weiterhin von manchen nach der Optik gekauft. Aber immer mehr würden auf die Wirtschaftlichkeit achten, und dazu zähle auch der an den Verbrauch gekoppelte CO2-Ausstoß. Um weitere Verbesserungen bei der Umweltverträglichkeit zu erreichen, sei aber gesetzlicher Druck erforderlich, meint der 43-Jährige.
»Gerade hat man sich an eine Regelung gewöhnt, da kommt wieder etwas Neues«, meint Klaus-Dieter Milsmann, Mazda-Händler aus Niehorst. Bei seinen Kundengesprächen sei vor allem der Rußpartikel-Filter ein Thema: »Umweltverträglichkeit ist auch im Hinblick auf den Wiederverkaufswert von Bedeutung.« Wie der 55-Jährige berichtet, gibt es bereits seit etwa zwei Jahren eine Informationspflicht der Händler zu Kraftstoff-Verbrauch und CO2-Emission. Allerdings, räumt er ein, können die Wenigsten mit der Angabe von beispielsweise 174 Gramm CO2 pro Kilometer etwas anfangen.
Zur Verminderung des CO2-Ausstoßes gibt es bereits eine Selbstverpflichtung der Auto-Industrie: 140 Gramm je Kilometer ist das für 2008 gesteckte Ziel. Die Europäische Union möchte den Ausstoß bis 2012 auf 130 Gramm senken. Mit aktuell etwa 160 Gramm und darüber sind gerade die deutschen Autobauer davon aber noch weit entfernt.
»Und gerade die Politiker, die einen geringen Ausstoß fordern, fahren dicke Dienstwagen«, kritisiert André Quakernack, Geschäftsführer von Ford-Hagemeier. Bei seinen Kunden sieht er jetzt eine verstärkte Nachfrage nach sparsamen Modellen. »Die Leute wissen inzwischen sogar, dass 200 Gramm ein sehr hoher Wert ist.«, Aber der 36-Jährige bemängelt: »Hier 'ne Idee, da 'ne Idee - das verunsichert die Kunden.«
Frank Ackermann von »Die Werkstatt« sieht ebenfalls zu viele »Ansätze, die nicht zuende gedacht sind«, spricht von »Überaktionismus« der Politik. »Ich glaube nicht, dass sich der Verbraucher von Plaketten zum Kauf leiten lässt.« Solange der Nutzen nicht klar und deutlich ist, würden die Autobesitzer bei ihren Altfahrzeugen bleiben. Und eine echte Alternative für den Umweltschutz? »Das sind Gas-Autos!«

Artikel vom 12.04.2007