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Der Sohn gelobt Besserung

72:85 - Esterkamps Eltern sehen Baskets-Niederlage gegen Bayer

Von Elmar Neumann
Paderborn (WV). Drei Jahre hatte Steven Esterkamp auf den ersten Paderborn-Besuch seiner größten Fans gewartet und dann das: Mutter Terry und Vater Dave mussten mitansehen, wie auch ihr Filius die klare 72:85 (41:48)-Niederlage seiner Baskets gegen den Rekordmeister Bayer Giants Leverkusen nicht verhindern konnte.

»Natürlich war ich vor den Augen meiner Eltern besonders motiviert. Ich wollte ihnen unbedingt einen Heimsieg liefern, aber leider haben wir ausgerechnet heute nie zu unserem Spiel gefunden«, so Steven Esterkamp. Der 26-Jährige selbst gehörte in einer schwachen Paderborner Mannschaft allerdings noch zu den wenigen Lichtblicken - immerhin ein kleiner Trost für das weit gereiste Ehepaar. Mit vier Dreiern und 15 Punkten lieferte der Small Forward eine ordentliche Offensiv-Leistung ab und zeigte sich demnach mit sich selbst auch nicht ganz unzufrieden. Schließlich waren seine 28 Minuten gegen Leverkusen gleichbedeutend mit dem ersten längeren Einsatz nach überstandener Verletzung. Gegen Bamberg und Ludwigsburg hatte der US-Boy aufgrund hartnäckiger Adduktorenprobleme in Zivil gekleidet zusehen müssen, ehe er am Freitag beim überraschenden Sieg in Bonn ein 14 Zeigerumdrehungen langes Comeback feierte: »Ich hatte ein ganz gutes Händchen. Das Wurfgefühl war wieder da, aber entscheidend ist, dass wir verloren haben und daran ändern auch meine 15 Punkte nichts.«
Vor wetterbedingter Minuskulisse von 1500 Zuschauern zeigten sich die Gastgeber über weite Strecken genau so überfordert wie das in dieser Zusammensetzung für die BBL zu junge und unerfahrene Schiedsrichter-Trio: Robert Lottermoser (30), Moritz Reiter (26) und Toni Rodriguez (24) verdienten sich äußerst bescheidene Noten und verpassten der Partie mit einem Technischen Foul gegen Baskets-Coach Doug Spradley sowie zwei Unsportlichen gegen Leverkusens daraufhin disqualifizierten Eric Taylor (16.) und einem weiteren Unsportlichen gegen Paderborns Reggie Golson (29.) eine unangemessen hektische Note. Letztlich waren es aber nicht diese Pfiffe, die das Spiel entschieden.
»Leverkusen war uns auf allen Positionen überlegen. Die Mannschaft hat nie zu ihrem Rhythmus gefunden und einfach nicht gut gespielt«, fand Sportdirektor Dr. Nima Mehrdadi deutliche Worte. Nicht gut waren bei den Baskets vor allem zwei Werte: Zum einen ließen sie die Bayer Giants unter den Brettern (34:49 Rebounds) walten wie sie wollten. Zum anderen trafen sie in der zweiten Hälfte nur vier ihrer 15 Freiwurfversuche. Zwei Fakten, eine Schlussfolgerung von Coach Doug Spradley: »So kann man in dieser Liga kein Spiel gewinnen. Es darf nicht sein, dass ein Derrick Allen, der 35 Minuten auf dem Feld steht, auch in den letzten Minuten noch jeden Offensivrebound bekommt, den er haben will. Da stimmte bei einigen Spielern die Einstellung nicht.«
Und so stimmt drei Tage nach dem Sieg in Bonn auch das Tabellenbild nicht mehr so zuversichtlich. Der Abstand auf den ersten Play-off-Platz ist fünf Spiele vor Hauptrundenende von sechs auf acht Punkte gewachsen. »Die Chance auf die Play-offs ist nur noch ganz klein«, sagt auch Steven Esterkamp, der seinen Eltern artig Besserung gelobt: »Wenn sie das nächste Mal in Paderborn sind, werden wir ihnen einen Sieg bieten.« Bleibt nur zu hoffen, dass Terry und Dave schon in der nächsten Saison wieder kommen und nicht erst in drei Jahren.

Artikel vom 16.04.2007