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Wahrzeichen diente einst als Schulweg


Klostertreppe in Herstelle vor 350 Jahren gebaut

Von Herbert Sobireg
Herstelle (WB). Ein besonderes Wahrzeichen des Weserdorfes Herstelle ist die aus Wesersandsteinen gebaute Klostertreppe. Sie wurde im Jahre 1657 mit 185 Stufen in einer Breite von rund 2,50 Meter in mäßiger Steigung vom Dorf zur Abtei zum Hl. Kreuz auf der Höhe des Burgberges als Schulweg angelegt.

Die Treppe diente also schon vor 350 Jahren den Einwohnern von Herstelle und Würgassen als Kirch- und Schulweg. Historisch belegt ist dieses Datum von einem Chronisten, der über diesen Treppenbau 1657 in der Hersteller Dorfchronik berichtet. Direkt am oberen Ausgang der Treppe standen auf der Höhe das Pfarrhaus und inmitten des Friedhofes die Pfarrkirche für die beiden Wesergemeinden Herstelle und Würgassen. Hier oben, hoch über dem Wesertal, wurden auch die Toten beider Gemeinden zur letzten Ruhe gebettet, die Verstorbenen aus Herstelle noch bis 1899.
Um 1700 war die Kirche so baufällig, dass ein Neubau erforderlich wurde. Nach dem Bau der Kirche unten im Dorf erfolgte am 9. August 1711 der Auszug aus der Kirche auf dem Berg in feierlicher Prozession und der Einzug in die St. Bartholomäus-Kirche im Tal.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es wegen der Klostertreppe viel Ärger. So schreibt Dr. Paschasia Stumpf OSB in »Herstelle Bilder aus seiner Vergangenheit und Gegenwart« (dem WESTFALEN-BLATT vom Kloster zur Veröffentlichung übergeben): Die Misshelligkeiten begannen damit, dass am 27. Juli 1705 die Einwohner von Herstelle eigenmächtig die Eisenstangen, die den Konventualen namentlich im Winter und bei Nacht, den Auf- und Abstieg auf der Treppe erleichterten, entfernten und zu anderen Zwecken verwandten. 1739 tauchte erstmals die Frage nach der Baulast der vom Kloster zur Kirche im Tal führenden Treppe auf.
Die Treppe galt als öffentlicher Weg und die Gemeinde war verpflichtet, im Winter den Schnee davon zu entfernen und im Weigerungsfalle fünf Golddukaten Strafe zu zahlen. Für 1748 liegt ein Beschwerdeschreiben des Pastors Averbeck über den schlechten Zustand der Treppe vor. 1775 wurde der Fall bei der Synodalvisitation behandelt, wobei sich der Pfarrer über das Verhalten der Gemeinde beklagte. Diese versuchte sich ihrer Verpflichtung zu entziehen und erklärte, das Kloster müsse für Reparatur und Reinigung der Treppe aufkommen, da vom Kloster ein Schweinestall so nah heran gebaut worden sei, dass die Treppe beim Eintreiben der Schweine beschädigt werde.
Die Summe von 50 bis 60 Reichstaler konnten die Hersteller und Würgasser nicht aufbringen. Der Fürstbischof veranlasste trotzdem am 27. März 1777 die Gemeindevorsteher bei Strafe die Treppe ausbessern zu lassen. Diese Verpflichtung oblag der Gemeinde nachweislich bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Auf Anregung des Paderborner Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Bilder von Burgen, Landschaften und Siedlungen erstellt, unter anderem auch vom Brakeler Maler I.G. Rudolphi. Bilder von Alt-Herstelle zeigen die am Fuße des Burgfelsens liegenden Häuser und die zur Burg hinauf führende Treppe mit einem Heiligenhäuschen (dieses steht noch heute) auf dem letzten Absatz. Am 14. Juli 1898 wurde in Herstelle zwischen der Kirchengemeinde und dem Kloster Peppingen der Kaufvertrag abgeschlossen. Damals zogen die Benediktinerinnen in das Kloster Herstelle ein. Dieser Vertrag beinhaltete auch die Klostertreppe. Bei der Eintragung in das Grundbuch im Jahre 1903 stellte sich heraus, dass die Klostertreppe der politischen Gemeinde gehörte und in deren Eigentum verblieb.

Artikel vom 13.04.2007