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Für den TuS Spenge zählte nur der Sieg

2. Handball-Bundesliga: das torärmste OWL-Derby sorgte über Ostern für reichlich Gesprächsstoff

Von Lars Krückemeyer
Augustdorf/Spenge (HK). Am Ende zählten nur die Punkte, auch wenn der TuS Spenge beim überlebenswichtigen 15:13-Sieg in einem denkwürdigen Derby bei der HSG Augustdorf/Hövelhof ebenso wie die Gastgeber die Zweitliga-Tauglichkeit zu keiner Phase beweisen konnte.

»Die Schlagzeilen für dieses Spiel sind mir völlig egal, Hauptsache, wir haben die Punkte«, resümierte Spenges Spielertrainer Andreas Bock. Ein Leckerbissen war ohnehin nicht erwartet worden, doch was die Akteure, die laut Spenges Spielertrainer Andreas Bock »um ihr Leben kämpften«, den Fans zumuteten, übertraf die schlimmsten Befürchtungen im torärmsten Spiel der 2. Liga Nord seit Januar 1993 (GWD Minden gegen Stahl Brandenburg 12:13).
Ein herausgespielter Treffer von Michael Scholz, zwei Siebenmeter von Leif Anton und ein eher zufälliges Tor von Maik Dittrich - das war die magere Ausbeute des TuS Spenge in der ersten Halbzeit. Der Rückraum versagte einmal mehr auf der ganzen Linie und die freien Würfe wurden eine Beute des besten Augustdorfers, Torwart Ronny Krüger. Gegen jeden anderen Gegner wäre Spenge zur Pause wohl schon hoffnungslos in Rückstand geraten, aber auch die die HSG bewies eindrucksvoll, warum sie Tabellenletzter ist, lief gegen die sichere TuS-Abwehr immer wieder ins Zeitspiel und leistetet sich technische Fehler ohne Ende. Auch drei Überzahlspiele konnte der TuS in der ersten Halbzeit nicht zu einem einzigen Treffer nutzten und beendete erst durch einen Siebenmeter von Leif Anton (28.) eine 17-minütige Torflaute.
Nach der Pause dauerte es lange, bis Spenge aufs Spielfeld zurückgekehrt war. Der Start (zwei Treffer in 68 Sekunden) und vier Paraden in Serie des überragenden Sascha Grote ließen die 300 lautstarken Spenger Fans hoffen, doch beim 10:7 für die HSG schienen die Felle wieder davon zu schwimmen, immer wieder warfen die Spenger Krüger mit flachen Bällen »zum Weltmeister«. Das Spenge das Blatt noch wendete, hatte man außer Grote in erster Linie einem immer mehr abbaunenden Gegner zu verdanken. Zunächst vergab Daniel Holl beim Stand von 10:9 einen Siebenmeter, dann flog auch noch HSG-Routinier Christian Grunow nach der dritten Zeitstrafe raus. Das Spiel kippte langsam aber sicher, obwohl Spenge selbst eine doppelte Überzahl nicht zur Führung nutzen konnte. Diese erzielte schließlich Frank Steinicke zum 11:10 in Unterzahl. Nachdem die HSG eine 13-minütige Flaute mit dem Tor zum 11:11 beendet hatte, sorgten der maßlos enttäuschende Stefan Dessin mit seinem einzigen Tor, Anton per Siebenmeter und Thorsten Bergmann mit einem völlig überraschenden Wurf aus der Rückraum-Mitte für das 14:11. Bezeichnend allerdings für das schwache Niveau des Spiels, wie oft in den letzten zwei Minuten auf beiden Seiten der Ball verloren wurde. Spenge gab das Leder in doppelter Unterzahl gegen eine nun offensive HSG-Deckung dreimal her, doch dreimal versiebte die HSG durch Holl, Christaki Kolios und Michel Feldmann den Tempogegenstoß - einfach nur erbärmlich! Zum Glück hatte sich TuS-Trainer Horst Brinkmann die grüne Karte aufgespart und nahm die Auszeit 15 Sekunden vor dem Abpfiff nach dem 13:14-Anschlusstreffer genau zum richtigen Zeitpunkt. Nach Andreas Bocks Treffer zum 15:13 waren Erleichterung und Jubel groß, doch ein Fortschritt war dieses denkwürdige Derby für den TuS Spenge mit Sicherheit nicht. »Knackpunkt war, dass wir mit drei Toren wegziehen konnten. Wir haben gekämpft wie die Teufel und mir hat es trotzdem Spaß gemacht. Wir müssen uns heute riesig bei unseren Fans bedanken«, meinte Stefan Dessin.
Auch den Verantwortlichen der HSG, die nach dieser Niederlage auch dem sportlichen Abstieg nicht mehr entgehen wird, war die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Während Trainer Diethard von Boenigk (»Es wollten alle, ab gekonnt haben die Wenigsten«) sich noch zurückhaltend ausdrückte, wählte Geschäftsführer Hermann Ludewig drastische Worte: »Ich war zehn Jahre Bundesliga-Schiedsrichter und bin seit fünf Jahren bei der HSG im Amt. So ein schlechtes Handball-Spiel habe ich noch nie gesehen. Unsere Spieler müssen sich fragen, ob sie überhaupt mit 100 Prozent bei der Sache sind! ich entschuldige mich für dieses peinliche Spiel.«











Und Linksaußen Christaki Kolios ergänzte: »Das war ein Spiegelbild der Saison. Wir machen die freien Dinger am Ende nicht rein und dürfen uns nicht beschweren. Gegen Spenge ist kein vernünftiges Handballspiel möglich.«

Artikel vom 10.04.2007