Der Osterhase war sparsam. Nur jeweils ein kleines Schokoladenhäschen steht auf dem Frühstücksteller der Zwillinge Lena und Lisa. »Bestimmt hat er draußen noch etwas versteckt«, tröstet schmunzelnd der Vater die beiden Vierjährigen. Und tatsächlich: Beim nachmittäglichen Oster-Spaziergang finden Lisa und Lena noch einige bunte Eier im Gras. Plötzlich ein freudiger Aufschrei, und beide stürmen fast gleichzeitig auf eine kleine Sitzbank am Wegesrand zu. Dahinter befindet sich tatsächlich ein komplettes Nest mit den wunderbarsten Osterleckereien. Die Kinder kreischen vor Vergnügen. Den entsetzten Gesichtsausdruck von Mama und Papa können die Mädchen allerdings überhaupt nicht verstehen. Ebenso wenig wie die Empörung einer fremden Frau, die mit einem kleinen Jungen an der Hand aus der anderen Richtung kommt und doch glatt behauptet, das Nest gehöre ihrem Sohn. Wer die Eier zuerst entdeckt, dem gehören sie auch. Das ist schließlich ungeschriebenes Osterhasengesetz. Dass Papa seine Taschen leerkramt und die Frau und ihren heulenden Sohn irgendwie beruhigt, bekommen Lena und Lisa vor lauter Osterglück überhaupt nicht mit. Hubertus Hartmann
Drucken