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»Der Osterlauf ist in dieser Form nicht überlebensfähig«

WV-Interview mit »Mr. Osterlauf« und GW-Vorsitzenden Horst Wiczynski

Paderborn (WV). Die neue Rekordmarke mit 8016 Osterläufern ist beeindruckend. Dennoch gab's im Vorfeld der 61. Auflage Kritik. WV-Redakteur Matthias Reichstein sprach darüber mit Horst Wiczynski, Vorsitzender des Veranstalters SC Grün-Weiß Paderborn.

Kommt der SC Grün-Weiß Paderborn als Veranstalter des Osterlaufs zu schlecht weg?Wiczynski: Nein, aus meiner Sicht nicht. Der Osterlauf ist eine Groß-Veranstaltung, die der SC Grün-Weiß Paderborn in Zusammenarbeit mit dem Sportamt der Stadt durchführt und die ohne diese Unterstützung in der Form gar nicht mehr zu bewältigen wäre. Außerdem hat der Osterlauf in seiner heutigen Größe ohne Sponsoren keine Zukunft. Und dass die Geldgeber entsprechend genannt und präsentiert werden wollen, ist auch logisch. Wir müssen für unsere Gönner eine Gegenleistung anbieten und das tun wir auch gerne. Denn geschenkt wird heute keinem mehr etwas.

Der SC Grün-Weiß Paderborn hat finanzielle Probleme. Erste Konsequenzen will die Tennisabteilung ziehen, möchte sich rechtlich selbstständig sowie finanziell unabhängig machen und im SC auf eigenen Füßen stehen.Wiczynski: Die möchten das ganz gerne, aber da ist noch längst nichts entschieden. Das wird, wenn überhaupt, noch mindestens ein Jahr dauern. So müssten zum Beispiel unsere Mitglieder dem Antrag der Tennisabteilung mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen. Auch rechtlich müssten da noch einige Dinge geklärt werden.

Dennoch, der mehr als 5000 Mitglieder starke SC Grün-Weiß ist nicht auf Rosen gebettet, inwieweit hilft der Osterlauf dem Gesamtverein?Wiczynski: Der Osterlauf sorgt dafür, dass es dem SC Grün-Weiß relativ gut geht. Ich will gar nicht bestreiten, dass wir finanzielle Engpässe haben. Aber das hat Gründe. Wir haben das Bowling-Center aufgegeben und zu einem Gesundheits-, Reha- und Fitnesszentrum umgebaut. Das ist vor gut zweieinhalb Jahren passiert, muss sich nun erst noch einspielen und braucht dementsprechend Zeit.

Der Osterlauf hat viele Sponsoren, der SC Grün-Weiß dafür fast gar keine. Warum nicht?Wiczynski: Der Osterlauf ist eine Veranstaltung des SC Grün-Weiß Paderborn. Unsere Gönner sponsern also über den Osterlauf auch den Verein. Das heißt aber umgekehrt, wenn ich Firmen bitte, Grün-Weiß zu unterstützen, sagen die mir: Ich bin doch schon beim Osterlauf mit dabei. Man muss das Ganze also als Paket sehen. Außerdem bin ich bei der Sponsorensuche schon seit Jahrzehnten fast auf mich allein gestellt, es fehlt die notwendige Unterstützung im Präsidium. Es gab zwar immer auch gute Ideen, aber die Umsetzung ist leider nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe.

Es wurde auch kritisiert, dass das Engagement der vielen Helfer des Vereins nicht genügend gewürdigt wird und der Osterlauf als eine »One-Man-Show« abläuft. Wiczynski: Wir haben 19 Fachabteilungen im Verein, die alle auch ihren Profit aus dieser Veranstaltung ziehen. Natürlich ist Grün-Weiß groß genug, diesen Lauf auch alleine zu stemmen. Aber dazu müssten wir alle unter einen Hut bekommen. Das ist äußerst schwierig, da jede Abteilung bei uns praktisch ein Verein im Verein ist. Deshalb kann ohne die Beziehungen zu befreundeten Vereinen und viele persönliche Freundschaften eine Veranstaltung dieser Größenordnung künftig auch gar nicht mehr durchgeführt werden. Konzepte hierzu sind vorhanden und warten schon seit längerem auf Umsetzung. In dieser Form, mit fast ausschließlich ehrenamtlichen Veranstaltungsleitern, scheint mir der Osterlauf auf Dauer aber nicht überlebensfähig zu sein.

Es gab auch Gerüchte, Sie selbst würden an Rücktritt denken.Wiczynski: Da ist nichts dran. Wenn ich das tun wollte, hätte ich am Freitagabend bei der Pasta-Party einen Strich gezogen. Sicher werde ich nicht ewig im Amt bleiben und irgendwann mal zurücktreten. Aber dieser Zeitpunkt ist noch nicht da.

Artikel vom 10.04.2007