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Warburger vertreiben Wintergeister

Osterfeuer lodern in den Orten des Altkreises - 550 Besucher erleben Fest auf dem Stapelberg

Von Tanja Sauerland
Warburg (WB). In vielen Orten des Altkreises Warburg haben die Menschen an Karsamstag und Ostersonntag traditionell Osterfeuer entfacht. Hoch aufgetürmte Holzstöße aus Baum- und Strauchschnitt wurden auch in der Warburger Kernstadt abgebrannt. Der Schützenverein hatte zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten auf dem Stapelberg in geselliger Runde ein Feuer entzündet.

Mehr als 550 Besucher hatten sich dazu am Abend des ersten Osterfeiertages auf dem freiliegenden Feld oberhalb des Neubaugebietes am »Runden Berg« versammelt. Viele von ihnen hatten dazu den langen Fußmarsch auf die Calenberger Höhe angetreten. »90 Gäste habe ich mit dem von uns kostenlos eingerichteten Shuttle-Service hinaufgefahren«, berichtete Heiner Müller, der vor allem Familien mit Kindern vom Altstadtmarkt aus zum Feuerfest hin und wieder zurück chauffierte.
Zeremonienmeister Klaus Stalze, zweiter Vorsitzender Olaf Krane, Heiner Müller (I. Kompanie), Hermann Behler (II. Kompanie) und Hauptmann Jürgen Pischke (III. Kompanie) von der Arbeitsgruppe des Schützenrates hatten im vergangenen Sommer die Idee entwickelt und das Osterfeuer 2007 in Warburg federführend organisiert. 1976 gab es das letzte Osterfeuer in der Kernstadt. Daran erinnerte sich Karl-Josef Cornelius: »Die Messdiener haben in Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk etwa 500 Meter von hier auf der Schanze ein Feuer entfacht. Es war schlechtes Wetter, und es kamen nur wenige Zuschauer.«
Die Resonanz sah in diesem Jahr ganz anders aus: Die Versorgungsstelle auf dem Stapelberg war schon nach wenigen Minuten komplett ausverkauft und musste umgehend für Nachschub sorgen. Organisationsoffizier Fritz Vesper und seine Helfer hatten alle Hände voll zu tun. »Damit haben wir nicht gerechnet. Wir haben Glück gehabt. Es ist eine absolut gelungene Veranstaltung«, freute sich Wolfgang Stratmann, Hauptmann der I. Kompanie, nachdem Altstadt-Pfarrer Wolfgang Fabian den kirchlichen Segen erteilt hatte. Zuvor hatte Klaus Stalze mit einer Stalllaterne die Flamme der Osterkerze in der Altstadtkirche eingeholt, mit der das Osterfeuer 2007 dann von Oberst Michael Kohlschein entzündet wurde.
Bereits im Januar hatten mehr als 20 Mitglieder des Schützenvereins Warburg Traktoren, Autos und Lastwagen mobilisiert und 600 ausrangierte Weihnachtsbäume eingesammelt. Unterstützt wurden sie dabei von der Jugendgruppe des Technischen Hilfswerkes (THW) unter der Leitung von Albert Leifels. Damit kein vorzeitiges Unglück mit dem großen Holzhaufen geschieht, war Mitorganisator Fritz Vesper am frühen Abend des Karsamstages mit seinem Wohnwagen auf dem Feuerplatz angerollt: »Ich übernehme die Brandwache. Ab heute liegen die Strohballen zum Entzünden bereit. Wir wollen kein Risiko eingehen.« Die Nacht zum Ostersonntag campierte er in seinem Wohnwagen auf dem freien Feld und hatte dabei stets den großen Holzhaufen im Visier.
Einen Schlafsack und zwei Campingstühle, Holzkohle und einen Grill hatte Fritz Vesper in seinem Gepäck. Seine Familie, Freunde und Bekannte kamen auf eine Stippvisite vorbei und leisteten ihm Gesellschaft. Einziger Unsicherheitsfaktor waren die Witterungsbedingungen. »Das Wetter wird gut. Der Wind dreht nach West«, gab Klaus Stalze am frühen Samstagabend grünes Licht und blickte zuversichtlich gen Himmel.
Für die notwendige Beleuchtung und Sicherheit sorgten die Jugendlichen des THW und eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Warburg. Das Entzünden des Osterfeuers ist ein alter Brauch und dient dazu, den Winter zu vertreiben, zu verbrennen. Mit anderen Worten: Mit dem Feuer sollen die Wintergeister verjagt und der Frühling begrüßt werden. Schön, dass der Schützenverein es geschafft hat, diese alte Tradition auch in Warburg wieder lebendig werden zu lassen.

Artikel vom 10.04.2007