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Ostereier
als optischer
Hochgenuss

Brauns-Heitmann spürt Trends auf

Von Carsten Reinhardt
Warburg (WB). Wenn sich an diesem Sonntag Millionen Kinder auf die Suche nach Ostereiern begeben, werden sie beim Erblicken der bunten, schön verzierten Eier wieder ihre helle Freude haben. Das haben die Kleinen in den meisten Fällen der Firma Brauns-Heitmann zu verdanken. In Warburg arbeiten zehn Spezialisten das ganze Jahr über daran, dass die Eier zum Osterfest schön in Szene gesetzt werden können.

Diplom-Chemiker Dr. Uwe Gibbels (50) leitet das Team »Forschung und Entwicklung«, das tagein tagaus neue Ideen für den größten Eierfarben-Hersteller in Deutschland austüftelt. Da sind zum einen Mitarbeiter, die über Rezepturen brüten. Andere hantieren mit Reagenzgläsern und Messbechern, um die x-te Variante für die richtige Mischung zu finden. Ihr gemeinsames Ziel: Sie wollen farbenfrohe, praktische Kreationen entwickeln, die so recht zum österlichen Geschehen passen. »Es soll Spaß machen, zu Ostern etwas zu basteln oder Eier zu bemalen«, erläutert Dr. Gibbels seine Philosophie: »Unsere Aufgabe ist es, das richtige Produkt dafür vorher zu erahnen«.
Dieser Einfallsreichtum hat Tradition im Hause Brauns-Heitmann. Vom Klassiker, den »Iris-Eierfarben«, finden jedes Jahr fünf Millionen Tüten den Weg zu den Kunden. Die Heißfärbe-Tabletten gibt es seit 130 Jahren. »Sie sind eigentlich ein Nebenprodukt gewesen, weil diese Technik für Textilien entwickelt worden war«, schildert Geschäftsführer Kurt Diedrich die Anfänge. Für die einstigen Heitmänner bildeten sie aber eine Marktnische, um ganz groß herauszukommen. Mehr noch: »Die Eierfarben waren vor 30 Jahren auch der Türöffner für unseren Einstieg in den Deko-Bereich«, erklärt Diedrich die Bedeutung dieses Zweiges, denn die Dekorationsartikel bilden heute den umsatzstärksten Anteil des Unternehmens.
Da wollen die Spezialisten aus dem Labor mit ihren derzeit 50 Produkten natürlich mithalten. »Viele möchten etwas ganz Ausgefallenes, etwas Schickes und Pfiffiges«, sagt Dr. Gibbels. Natürlich soll für jede Altersgruppe und jeden Geschmack etwas dabei sein bei den Folien, Stiften, Pulvern, Blättchen und Färbetabletten aus Warburg. Und daher sind im Team des 50-Jährigen vor allem gute Ideen gefragt.
»Shake it« etwa. Das vor zwei Jahren eingeführte Produkt mit Reis und Farben bereitet Spaß und läuft gut, weil sich das Ei im Plastikbecher schütteln und damit verzieren lässt. Oder das »Hinkel Ei«, das den Eiern eine strahlend weiße Oberfläche zum Bemalen verleiht.
Die Labor-Mitarbeiter sind dabei immer neuen Trends auf der Spur. Sie schauen genau hin, was gerade im Bastel- und Dekorationsbereich angesagt ist. Produkte wie »Muschelglanz«, »Glitzer Ei« und neuerdings »Goldrausch«, die ein silbernes und goldenes Schimmern auf die ovalen Objekte zaubern, werden stark nachgefragt. »Das ist interessant, weil doch die Farbe Gold bislang eigentlich nur zu Weihnachten eine Rolle gespielt hat«, meint Dr. Gibbels.
Der Diplom-Chemiker und seine Mitarbeiter müssen in größeren Zusammenhängen denken. Das gilt für die Marktchancen ihrer Neuentwicklungen, aber immer wieder auch für die technische Frage, wie sich ein glänzender Einfall, der in einem 250-Milliliter-Becher schlummert, 200 Meter entfernt in der Produktionshalle in großem Maßstab umsetzen lässt.
Wer nun denkt, dass es dabei im Brauns-Heitmann-Chemielabor nur so brodelt, dampft und zischt, der irrt. Simple Vorgänge prägen die Arbeit, nicht hochwertiges technisches Gerät, sondern die Waage und die Rührer sind die wichtigsten Werkzeuge, wie Dr. Gibbels erläutert: »Ausprobieren ist das Wichtigste. Die Waage brauchen wir, um die beste Zusammensetzung exakt zu ermitteln, und im Rührer zeigt sich, ob es bei dem jeweiligen Mix einheitliche Farben gibt.«
In der Regel vergeht zwischen dem ersten Einfall und der Produktionsreife ein halbes Jahr. Entscheidendes Kriterium für die Forscher im Lütkefeld: Die Farben müssen echt, stabil und gut haltbar sein. »Wir unterziehen die Substanzen einem Stresstest«, erklärt Dr. Gibbels, »wir lagern sie bei verschiedenen Temperaturen von minus 20 bis plus 50 Grad.« Nur wenn alles stimmt, steht am Ende die neue Rezeptur.
Derweil sich in der Abteilung längst alles schon um Ostern 2008 dreht, freuen sich Dr. Gibbels und seine Kollegen nun auf die Festtage. An die Suche nach bunten Eiern in seiner Kindheit erinnert sich der Chemiker bei dieser Gelegenheit gern. Schon früh nämlich hat der 50-Jährige sein kreatives Talent, das er seit 1991 bei Brauns-Heitmann einsetzt, unter Beweis gestellt: »Anfang der Sechziger war es, als ich daheim eine Packung mit Eier-Malstiften entdeckte. Da habe ich alles bemalt, was mir in die Quere kam.«

Artikel vom 06.04.2007