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Glocke erinnert an das Blutbad von Höxter

Ortsheimatpfleger Henze berichtet

Höxter (WB/eb). Dumpfes Glockengeläut wird heute, an Gründonerstag, von 12 Uhr an mahnend durch Höxters Straßen dringen. Die Gedächtnisglocke von St. Kiliani erinnert an eines der grausamsten Ereignisse, das sich je innerhalb der Stadtmauern zugetragen hat: Das Blutbad am 20. April 1634.

Ungezählte Geschichten ranken sich um diesen schwarzen Tag im 30-jährigen Krieg, an dem die blühende Stadt Höxter eingenommen und zerstört wurde. Mindestens 1500 Bürger, etwa ein Drittel der Bevölkerung, sollen ihr Leben verloren haben. Was aus Quellen überliefert ist, besonders durch Berthold Olxheim, Amtmann zu Fürstenberg, hat Ortsheimatpfleger Wilfried Henze zusammengefasst:
»Generalfeldmarschall Freiherr von Gleen rückte mit der kaiserlichen Armee von 6000 Reitern und 4000 Mann Fußtruppen über Dringenberg und Nieheim nach Höxter, um die Stadt einzunehmen. Noch in der Nacht des 15. April 1634 brachten sie ihre Batterien in Stellung und begannen, die Stadt unter Feuer zu nehmen. Höxter war voll von geflüchteten Menschen aus den umliegenden Dörfern. Die Stadt stand auf schwedischer (protestantischer) Seite und hatte sich vom Herzog von Braunschweig Verstärkung erhofft. Gemeinsam mit den in der Stadt liegenden Hessen und der wehrfähigen Bürgerschaft wurden mehrere Angriffe standhaft zurück gewiesen, so dass der angreifende General Gleen der Stadt - nicht zuletzt wegen der eigenen erheblichen Verluste - einen Akkord (gütlicher Vergleich) anbot, welchen die Stadt aber im Hoffen auf baldige Verstärkung ablehnte. Dieser Umstand veranlasste Gleen, in der Nacht des 20. April zum entscheidenden Sturm auf die Stadt anzusetzten. Die Übermacht erstürmte die Mauern und es kam zu furchtbaren Gräueltaten und Ausschreitungen. Der Bericht des Chronisten endete: ÝO Huxor, Huxor gedenke der Strafen des gerechten Gottes.Ü
Zur Erinnerung und zur Mahnung läutet am Gründonnerstag die Gedächtnisglocke (Nach der Läutordnung von 1949). Alte Läutordnungen, etwa von 1855, weisen darauf hin, dass früher am Donnerstag nach Ostern geläutet wurde. Fest steht auch, dass der 20. April 1634 nach dem gregorianischen Kalender der Donnerstag nach Ostern war. Wie kam es nun zu der Veränderung nach 1949?
Während des Zweiten Weltkrieges musste die Kilianigemeinde, wie viele andere Gemeinden auch, ihr wertvolles Geläut zur Einschmelzung abliefern. Es gab also bis 1949 eine Zeit, in der dieser Brauch eine Unterbrechung fand. Als die Gemeinde 1949 ein neues Geläut bekam, verfasste das Presbyterium eine neue Läutordnung, in welcher es den Gründonnerstag als Gedächtnistag festlegte. Vermutlich hat man sich nach der Kampschultschen Chronik orientiert. Kampschulte hatte den Gründonnerstag aus einer früheren Gelegenheitsarbeit von Paul Wiegand übernommen (der dieses aber später in seiner Chronik von Höxter richtig stellte).«

Artikel vom 05.04.2007