05.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Christliche Identität am Leib getragen

Ausstellung im Gemeindehaus am Markt zeigt Taufhemden niederländischer Künstler

Detmold (SZ). Künstlerisch gestaltete Taufhemden als Zeichen der Tauferinnerung sind von Sonntag, 15. April, an in Detmold im evangelisch-reformierten Gemeindehaus am Markt zu sehen. Die Ausstellung »Auf dem Leib getragen« kommt aus den Niederlanden und wird laut Landeskirchenamt erstmalig in Deutschland gezeigt.

Um 11 Uhr erfolgt die Eröffnungsfeier mit den Stiftern aus den Niederlanden: Die Künstlerinnen Jeannette de Wilde und Marijke Jager haben die Taufhemden entworfen und stellen die Exponate gemeinsam mit Pfarrer Coen Wessel aus Heerenveen vor, der die Idee zu der Sammlung hatte.
Burkhard Krebber, Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Detmold-Ost, hat den Kontakt zu seinem niederländischen Amtskollegen hergestellt und die Ausstellung nach Detmold geholt: »Ich erhoffe mir einen Impuls zur Neubeschäftigung mit dem alten Sakrament der Taufe.« Um zum Nachdenken über die Taufbedeutung anzuregen, hat Krebber zusätzliche Gastreferenten gewinnen können. Mit Vorträgen, Konzerten und einer Hemdenschneiderei zum Mitmachen werden Theologen, Musiker und in der Gemeinde engagierte Textilhandwerkerinnen während der Ausstellungsdauer (bis 27. Mai) den Bedeutungshorizont von Taufe ausleuchten.
Die in Detmold ausgestellten Taufhemden sind aus Leinen. Getragen werden sie unter der Kleidung direkt auf der Haut. Pfarrer Krebber: »Diese zurückhaltende Art, auf ein äußeres Symbol der Frömmigkeit zu verzichten, entspricht der reformierten Glaubensüberzeugung.« Auf den Hemden sind oftmals Symbole zu sehen, die auf Christus, Gott oder die Taufe verweisen. Sie versinnbildlichen, dass man Christus wortwörtlich angezogen hat. In diesem Sinne nehmen die Taufhemden den Apostel Paulus beim Wort, wenn er zu der frühchristlichen Gemeinde im kleinasiatischen Galatien über die Taufe spricht: »Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen« (Galaterbrief 3,27).
Nach Überzeugung von Pfarrer Coen Wessel sind Taufhemden, anders als Taufkleider, etwas Neues. Er habe die tauferinnernden Hemden vor einigen Jahren »erfunden« und deren Ausdrucksmöglichkeiten entdeckt. Um ihre Bedeutungsvielfalt zu veranschaulichen, habe er die Künstlerinnen Marijke Jager und Jeannette de Wilde gebeten, einige ästhetisch ansprechende und vom Glauben inspirierte Taufhemden zu entwerfen. Die so entstandenen 20 Exponate bilden den Kern der Ausstellung.
Das Taufhemd, erklärt Coen Wessel, greife zurück auf die Taufpraxis der alten Kirche: »Die Täuflinge waren unbekleidet und wurden nach ihrer Taufe mit weißen Gewändern bekleidet. In unseren Kirchen sind diese Gewänder zu einem Taufkleid ritualisiert worden.« Taufhemden stärkten die christliche Identität der Träger in einer Zeit, in der das Christentum Schwierigkeiten mit dem Bewahren seiner Identität habe. »Das Taufhemd verbindet den Träger mit dem Herzen der christlichen Tradition«, meint Wessel. Jeder könne die Hemden tragen, wann immer er den Wunsch dazu verspüre.
Am Abend vor der eigentlichen Ausstellungseröffnung wird die Theologin Dr. Magdalene Frettlöh am Samstag, 14. April, um 19 Uhr im Gemeindehaus am Markt über die alte Formel »Eingetaucht in den Namen des dreieinigen Gottes: Taufe - Name - Raum« sprechen. Am Gottesdienst in der Erlöserkirche am Markt am Sonntag, 15. April, um 10 Uhr werden Pfarrer Coen Wessel und die beiden Textilkünstlerinnen Marijke Jager und Jeannette de Wilde teilnehmen. Sie eröffnen unmittelbar im Anschluss die Ausstellung im benachbarten Gemeindehaus. Am Mittwoch, 18. April, 19.30 Uhr, ebenfalls im Gemeindehaus, fragt Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann: »Ich bin getauft auf deinen Namen! - Doch was folgt daraus?« Die Vorträge richten sich an alle theologisch Interessierten.

Artikel vom 05.04.2007