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Der blaue Dunst ist bald die Ausnahme

Bünder Gastronomen sehen geplantem Rauchverbot mit gemischten Gefühlen entgegen

Von Hilko Raske (Text)
und Moritz Winde (Foto)
Bünde (BZ). Für Gaststätten, Restaurants, Cafés und Kneipen wird es allmählich ernst. Spätestens zum 1. Januar des kommenden Jahres soll bundesweit der Grundsatz gelten, dass in gastronomischen Einrichtungen nur noch in abgetrennten Räumen geraucht werden darf.

Zwar behalten sich die einzelnen Bundesländer Sonderwege vor. Doch der überwiegende Teil der Gastronomen wird nicht von Ausnahmenregelungen Gebrauch machen können. Wie die Bünder Wirte damit umgehen, wollte die BÜNDER ZEITUNG erfahren.
Zu den ersten Adressen in der Zigarrenstadt gehört sicher die »Brasserie« am Stadtgarten. Dort zählen Frühstücksbuffet und Mittagstisch zum Angebot. »Wir fallen bestimmt nicht in die Kategorie ÝEckkneipeÜ«, erklärte Betreiber Ortwin Valdorf mit Blick auf die Absicht der NRW-Regierung, in kleinen Gaststätten das Rauchen zu gestatten. Sollte die gesetzliche Regelung zum 1. Januar in Kraft treten, wäre eine räumliche Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereich erforderlich. »Wir befinden uns aber in einer idealen Ausgangsposition - Raucher könnten sich beispielsweise im Saal Hengist aufhalten, der über eine eigene Theke verfügt.« Ein Blick über den Tellerrand zeige, dass Wirte in anderen europäischen Ländern kreativ mit dem Rauchverbot umgehen würden. »Wenn der Platz nicht reicht, können Wirte ihren Gästen draußen eine Rauchmöglichkeit bieten. In Südtirol habe ich es erlebt, dass Wirte in einem Pavillon Heizstrahler aufstellten und gleichzeitig Service anboten«, so Valdorf. Als irreführend empfinde er in der aktuellen Diskussion statistische Angaben über die Anzahl von Nichtrauchern. »Angeblich sollen es bundesweit 72 Prozent sein. Ermittelt man aber einmal die Zahlen direkt anhand der Personen, die Kneipen und Restaurants besuchen, sieht das prozentuale Verhältnis schon ganz anders aus.«
»Der Hickhack um eine gesetzliche Regelung zum Thema Rauchverbot ist nicht nachvollziehbar. Hier wird vieles kaputt geredet«, empört sich Ernst-August Sendmeyer, Inhaber des Bistros »Tom Tom Inn« am Museumsplatz. Im »Tom Tom Inn« gebe es keine Möglichkeit, eine räumliche Trennung zwischen Nichtraucher- und Raucherbereich zu schaffen. »Wir werden deshalb das Bistro komplett zur rauchfreien Zone erklären - vielleicht schon vor dem Stichtag 1. Januar 2008.« Er habe mit dieser Entscheidung keine Probleme. Der ein oder andere Kunde werde dann zwar wegbleiben. »Aber wenn sich alle an die gesetzlichen Vorgaben halten müssen, wird sich das mit der Zeit wieder einpendeln.«
Gelassen betrachtet Hiltrud Hähnel vom »Wirtschaftswunder« das kommende Rauchverbot. »Ich warte erst einmal ab - noch ist es ja nicht so weit, die Politiker sind sich nicht einig und schwafeln hin und her.« Sie sei in der glücklichen Lage, über zwei Räume zu verfügen. Da lasse sich eine Abtrennung problemlos umsetzen. Sie sei zwar selber Nichtraucherin - »ich kann es aber durchaus verstehen, wenn nach einem Kaffee oder in gemütlicher Runde der Wunsch besteht, eine Zigarette zu rauchen.« Generell trete sie aber für eine einheitliche Regelung bundesweit ein - »und zwar ohne Ausnahmen«.
Eine Veränderung dürfte es auch im Marktkauf geben. Hier wird das Bistro der Bäckerei Schmidt stark frequentiert - und zwar auch von vielen Rauchern. »Wir wollen eine partnerschaftliche Lösung, die die Umsätze nicht negativ beeinflusst«, betonte Marktkauf-Geschäftsführer Jörg Scheidt gegenüber der BZ. Konkretes lasse sich noch nicht sagen. Allerdings gebe es nur die beiden Optionen: Rauchverbot oder abgetrennter Bereich für Raucher.
Was für Gaststätten Gültigkeit hat, trifft natürlich auch auf Eisdielen zu. »Wir können keinen Extraraum für Raucher schaffen«, informierte Ornella Craesmeyer, Inhaberin der Eisdiele »Taormina«. Wenn das Gesetz in Kraft trete, müsse sie das Rauchen in der Eisdiele verbieten.

Artikel vom 05.04.2007