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Unbürokratische Hilfe vor Ort

Verein Hilfestübchen sucht noch Mitstreiter - Treffpunkt wird eingerichtet

Von Kerstin Sewöster
Enger (EA). Wie kriegt man die Großfamilie mit einem leckeren Eintopf satt? Wie kann ich mit wenig Geld über die Woche kommen? Wo finde ich Gleichgesinnte, mit denen ich über meine Situation sprechen kann? Antworten auf Fragen wie diese suchen die Mitglieder des »Hilfestübchens«. Der Verein aus Enger will vor allem eines: Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Sieben Vorstandsmitglieder und etwa ein Dutzend Mitglieder zählt der Verein Hilfestübchen, der in Kürze auch beim Amtsgericht eingetragen wird und sich dann e.V. nennen darf. Derzeit wird gerade ein Treffpunkt an der Herforder Straße eingerichtet, aber auf erste Hilfsprojekte können Sabine Andersohn-Vogel und ihre Mitstreiter bereits zurückblicken. »Wir wollen einfach helfen«, erklärt die 38-Jährige den Hintergrund ihres Tuns. »Deshalb wollen wir uns auch nicht auf eine Zielgruppe festlegen. Unser Ziel ist, Menschen in ähnlichen Situationen zusammenzubringen.«
Ein kleines Netzwerk hat das Hilfestübchen bereits für sehr junge und alleinerziehende Mütter initiiert. Die jungen Frauen seien zwischen 15 und 18 Jahre alt und stünden oft allein da. Die Mitstreiter vom Hilfestübchen haben zum Beispiel gebrauchte Babysachen gesammelt und verteilt und bei Behördengängen oder Bewerbungsschreiben geholfen. Wenn es knapp in der Haushaltskasse wird, checken die Vereinsmitglieder gemeinsam mit den Hilfesuchenden die monatlichen Ausgaben, legen einen Wochenplan fest, überlegen wo eingespart werden kann. Manchmal muss auch gezeigt werden, dass selber Kochen viel günstiger ist, als auf Fertiggerichte zurückzugreifen. Der Verein weiß jedoch auch um seine Grenzen. »Wenn jemand tief in der Schuldenfalle steckt, dann können wir nur noch an die Schuldnerberatung verweisen«, betont Andersohn-Vogel.
Die Mitglieder wollen helfen wo es eng wird und finden unkonventionelle Möglichkeiten. »Einmal haben wir einer alleinerziehenden Mutter von fünf Kindern das Kinderzimmer tapeziert.« Jedes Mitglied hilft nach seinen Möglichkeiten. So stellt eine Friseurin ihr Können regelmäßig in den Dienst der Sache. Pro Frisur werden fünf Euro eingenommen. Das Geld fließt in die Vereinskasse. Manchmal greift das Hilfestübchen auch finanziell unter die Arme. Zum Beispiel der Hartz IV-Empfängerin im Rentenalter, die sich einer Rehabilitations-Maßnahme unterziehen muss. Trotz der wenigen Mittel, die der Frau zur Verfügung stehen, muss sie eine Zuzahlung von täglich fünf Euro leisten. Die übernimmt das Hilfestübchen, das seit vier Jahren auch Weihnachtsgeschenke für kinderreiche Familien kauft und verpackt.
Für Sabine Andersohn-Vogel ist das Hilfsprojekt eine Herzenssache. Mir ging es immer gut, erklärt die 38-Jährige, die selbst mit 22 Mutter wurde und als Alleinerziehende viel Unterstützung erfahren hat. Ihr und den anderen Mitstreitern geht es um die Not vor der eigenen Haustür. »Die Menschen spenden überall hin, aber vor Ort sehen sie die Not nicht. Und die Situation in Deutschland wird immer schlimmer.«
Das Hilfestübchen sucht noch Mitstreiter und Spender. Wer helfen möchte kann sich an Sabine Andersohn-Vogel wenden, Rufnummer 05224/93 91 68 - oder zum Kirschblütenfest gehen. Dort wird Andersohn-Vogel, die hauptberuflich als Graveurin arbeitet, vor der Drogerie Eberts einen Stand haben. Die 38-Jährige graviert Gläser und Tassen, der Erlös geht an das Hilfestübchen.

Artikel vom 05.04.2007