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»Seuchen halten nicht vor
den Landesgrenzen an«

Veterinäramter wollen Krisen in Amtshilfe meistern

Kreis Minden-Lübbecke (WB). Tiermediziner und Verwaltungsexperten aus ganz Nordrhein-Westfalen haben jetzt in Minden über aktuelle Themen aus Veterinärwesen und Verbraucherschutz diskutiert. Dabei ging es um neue Strukturen bei der Lebensmittelkontrolle, die Überprüfung von Gaststätten oder die Bekämpfung von Tierseuchen.

Zweimal im Jahr tagt der Veterinärausschuss des Landkreistages, der Interessenvertretung der 31 nordrhein-westfälischen Kreise. Dass der Kreis Minden-Lübbecke diesmal als Gastgeber fungierte, war kein Zufall. Die Dezernenten und Amtstierärzte des Fachgremiums nutzten die Gelegenheit, auch den Neubau des Mindener Klinikums zu besichtigen. Außerdem war es für den Vorsitzenden des Gremiums, den Minden-Lübbecker Landrat Wilhelm Krömer, die letzte Sitzung vor seiner Pensionierung. Mit von der Partie war auch Dr. Alexander Schink, Staatssekretär im Landesministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Tierseuchen bleiben für die Veterinärämter ein Dauerbrenner. Die Erfahrung aus dem Schweinepest-Ausbruch im Münsterland 2006 zeigt, dass die Seuchenbekämpfung enorm aufwändig ist. Damit die Kreise diese Aufgabe bewältigen können, haben sie vereinbart, sich im Falle eines Falles gegenseitig Amtshilfe zu leisten. So waren Mitarbeiter des Minden-Lübbecker Veterinäramtes auch im Münsterland im Einsatz. Die Landesregierung übernimmt in solchen Fällen die Koordinierung der überörtlichen Unterstützung.
Zudem hat der Mühlenkreis eine modellhafte Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg initiiert: 15 westfälische und niedersächsische Kreise sowie die Stadt Bielefeld werden in Krisenfällen eng zusammenarbeiten und sich gegenseitig Amtshilfe leisten. »Seuchen halten schließlich nicht vor Landesgrenzen an«, betonte Dr. Egbert Veltmann, Leiter des Veterinäramtes beim Mühlenkreis.
Ein zentrales Thema ist die Umstrukturierung der Lebensmitteluntersuchung. Ziel ist der Aufbau von Strukturen, in denen die staatlichen Veterinär- und die kommunalen chemischen Untersuchungsämter zusammengefasst werden. Ostwestfalen-Lippe habe hier eine Vorreiterrolle, erklärte Krömer, nachdem die kommunalen Ämter in Bielefeld und Paderborn mit der staatlichen Einrichtung in Detmold zusammengefasst worden seien. Aufgebaut werden solle eine einheitliche und noch effektivere Kontrolle vom Stall bis zum Tisch. Bundesweit einmalig: In Nordrhein-Westfalen arbeiten Landesregierung und Landkreise dabei zusammen.
Bei der Tagung wurde auch ein Vorschlag des Hotel- und Gaststättenverbandes diskutiert. Gastronomen, die bei Kontrollen positiv abschneiden, sollen demnach mit einem »Smiley« als sichtbarem Qualitätssymbol ausgezeichnet werden. Einige Kreisverwaltungen nehmen an einem Pilotversuch teil, um Erfahrungen zu gewinnen.
Zum letzten Mal waren beide Vertreter des gastgebenden Kreises Minden-Lübbecke im Veterinärausschuss des Landkreistages (LKT) dabei. Neben Krömer tritt auch Amtstierarzt Dr. Egbert Veltmann Ende April in den Ruhestand. LKT-Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Klein und Staatssekretär Dr. Alexander Schink verabschiedeten beide mit Blumen und dankten ihnen für ihre langjährige Mitarbeit.

Artikel vom 18.04.2007