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Rauchendes
Schloss und
weißes Gold

260 Jahre Porzellanmanufaktur

Von Herbert Sobireg
Fürstenberg (WB). Die Porzellanmanufaktur Fürstenberg besteht seit 260 Jahren. In einer Feierstunde erinnerte Christian Hirsch, Geschäftsführer der Porzellanmanufaktur, vor vielen Gästen an diese erfolgreiche Zeit. Gleichzeitig eröffnete er die Ausstellung unter dem Titel »Das rauchende Schloss«.

»Weitblick besaß seinerzeit Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel, als er vor 260 Jahren die Manufaktur in Fürstenberg gründete. Fortan sahen die Bewohner der umliegenden Orte auf das Ýrauchende SchlossÜ hoch oben auf dem Fürstenberger Berg. Und das muss auch die Dichterin Annette von Droste Hülshoff so gesehen haben, immer wenn sie auf der anderen Weserseite im Schloss Wehrden weilte. Denn sie soll diesen Begriff einst gebraucht haben«, ließ Hirsch verlauten.
Hirsch erinnerte an das Fürstenberger Porzellan, das wertvoller als Silber war und als »weißes Gold von der Weser« ein handfestes Wirtschaftsgut dargestellt habe. Fürstenberg habe Akzente im Porzellandesign gesetzt. Viele Adelshäuser hätten ihre Vornehmheit mit teurem Porzellan demonstriert. »Ja sogar der Dichterfürst Wolfgang von Goethe hat die Porzellanmaler wegen der hohen Qualität ihrer Arbeit gelobt«, sagte Hirsch.
Der Redner wies darauf hin, dass das »F«, das für Klassik, Stil, Echtheit und Exklusivität stehe, zum 260. Geburtstag der Manufaktur neu gestaltet worden sei.
Einen tiefen Einblick in die 260-jährige stets bewegte Geschichte der Porzellanmanufaktur mit vielen Höhen und Tiefen und eine tiefgreifende Einführung in die Ausstellung »Das rauchende Schloss« gab Museumsleiter Thomas Krueger. Auch er erinnerte an Annette von Droste-Hülshoff, die einst im Garten in Wehrden gesessen und das Schloss mit den rauchenden Schloten beobachtet habe. »Von ihr stammt der Begriff ÝRauchendes SchlossÜ, den nun die Jubiläumsausstellung trägt.«
»Die Gründungsurkunde der Manufaktur, vom Staatsarchiv Wolfenbüttel zur Verfügung gestellt, trägt das Datum vom 11. Januar 1747. Im Jahr davor hatte Johann Georg von Langen den Auftrag erhalten, die Forsten im Weserdistrikt zu ordnen. Er begann mit seiner Sichtung im Derentaler Forst. Dort stellte er fest, dass es hier sehr viel Holz gab - das aber nicht genutzt wurde«, erinnerte Krueger an die damalige Zeit. »Da von Langen aber die Produktion von Porzellan kannte, schlug er seinem Herrn Herzog Carl I. 1746 vor, an der Weser eine Porzellanfabrik zu bauen. So begann vor 260 Jahre alles.«
1750 sei das erste Porzellan in Fürstenberg gebrannt worden. 1874 habe Fürstenberg einen Anschluss an die Eisenbahnstrecke Holzminden-Scherfede mit dem Bahnhof Fürstenberg in Boffzen erhalten. Damals sei die Manufaktur von Holz auf Kohle umgerüstet worden. 1888 sei die Manufaktur Aktiengesellschaft geworden.
»Im Zweiten Weltkrieg, im Jahre 1942, hat man in Fürstenberg aufgehört Zierartikel herzustellen, weil ÝnormalesÜ Geschirr in den Kriegsjahren wichtiger schien. Fortan wurde ausschließlich Gebrauchsporzellan gebrannt - doch schon 1945 wurde die frühere Produktion wieder erlaubt«, ließ Krueger weiter verlauten.
»Bis 1952 war der Begriff Ýrauchendes SchlossÜ in Fürstenberg geradezu sichtbar. Doch das änderte sich 1952, als der erste Tunnelofen eingebaut wurde. Die Beheizung erfolgte nun umweltverträglich. Das Schloss hörte damals auf zu rauchen«, meinte Krueger, der auch auf die vielen sehr guten Fürstenberger Porzellan-Designer und Mitarbeiterzahlen einging. Heute hat die Manufaktur noch 100 Beschäftigte, die äußerst effizient wirken.
Am Ostersonntag und Ostermontag, jeweils von 10 bis 15 Uhr, sind interessierte Personen eingeladen, im frühlingshaft dekorierten Manufaktur-Werksverkauf mit einem Prosecco aus exklusiven, vergoldeten Champagnerbechern der Serie »Sieger by Fürstenberg« auf den nahen Frühling anzustoßen. Im Werksverkauf sind anschließend viele praktische und schöne Accessoires für Tisch und Tafel sowie modischer Schmuck zu sehen.

Artikel vom 05.04.2007