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Das WC für Behinderte ist gut versteckt

Bali-Therme verspricht Abhilfe

Von Jan Hirscher
Bad Oeynhausen (WB). »Behindertengerechte Toiletten sind das A und O«, sagt Herbert Heuer. In der Bali-Therme hat der Rollstuhlfahrer aber keine finden können. Das WESTFALEN-BLATT brachte ihn deshalb mit Thermen-Geschäftsführer Peter Kaiser zusammen.
Der Einstieg ins Wasser sei für ihn nur mit viel Aufwand möglich, sagt Herbert Heuer.
Wegen eines Unfalls beim Obstpflücken ist Heuer seit mehr als 30 Jahren querschnittsgelähmt Er kommt schon seit 1979 drei Wochen im Jahr aus Seevetal bei Hamburg nach Bad Oeynhausen zur Kur. An der Bali-Therme hat der 57-Jährige einiges zu bemängeln: Es gebe nicht genügend behindertengerechte Umkleideräume, und der Einstieg ins Wasser sei auch erschwert. »Das größte Manko ist aber: Es gibt keine behindertengerechten Toiletten.«
Vier große Umkleideräume seien zu wenig. Denn: »Die sind meistens von Familien besetzt. Da muss man mitunter bis zu einer halben Stunde warten.« Die Probleme gingen weiter, sobald er ins Wasser möchte. Einen speziellen Lift, mit dem Behinderte ins Wasser befördert werden können, gibt es nämlich nur im Therapiebecken. »Der Einstieg ins Außenbecken ist ziemlich eng. Das schaffe ich nur mit großer Kraftanstrengung«, sagt Herbert Heuer. Da er zwei Mal wöchentlich schwimmt, Krafttraining macht und Fahrrad fährt, schafft er es letztendlich zwar ins kühle Nass. »Aber manch anderem gelingt das sicher nicht.«
Schließlich seien zwar Duschsitze vorhanden, diese müssten aber noch mit Armlehnen ausgestattet werden. »Ansonsten ist es so glitschig, dass man wegrutscht«, sagt Heuer. Was jedoch am meisten fehlte, seien die Behindertentoiletten. »Vor dem Umbau gab es zwei, doch die wurden wegrationalisiert«, glaubt er.
Geschäftsführer Peter Kaiser versprach, an einigen Stellen Abhilfe zu schaffen. »Die vier großen Umkleidekabinen erhalten ein Schild, das sie für Behinderte ausweist.« Zwar könnten Familien diese dann nach Absprache mit der Rezeption weiterhin benutzen, doch hätten zum Beispiel Rollstuhlfahrer Vorrang.
Einer von beiden Umkleidetrakten befinde sich zurzeit noch im Umbau, erklärte Kaiser. »Ich werde auch hier schauen, ob sich etwas machen lässt.« Beim Außenbecken soll erst demnächst der Umbau beginnen. »Deswegen wollte ich die Punkte schon vorher einmal ansprechen. Wenn derzeit schon umgebaut wird, sollte man es diesmal vielleicht gleich verbessern«, schlug Heuer vor.
Inwiefern sich ein weiterer Lift im Außenbecken realisieren lässt, wusste Peter Kaiser bei dem Gespräch nicht. Er erinnerte aber vorsorglich schon einmal an die Kosten, die solche Maßnahmen mit sich bringen.
Sein Hauptanliegen erledigte sich für Herbert Heuer dann ebenso plötzlich wie überraschend. Silke Wedler, die neue Assistentin von Peter Kaiser, kam an ihrem ersten Arbeitstag noch einmal hinter Heuer her: »Wir haben gerade erfahren, dass es doch zwei Behindertentoiletten gibt.« Allerdings sind diese Behinderten-Toiletten von außen als solche nicht erkennbar. »Wir werden die aber schnellstmöglich beschildern«, versprach Silke Wedler. Wenn Herbert Heuer im nächsten Jahr wieder die Kurstadt besucht, sollte er sich in der Bali-Therme also besser zurechtfinden.

Artikel vom 04.04.2007