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Plastiken leben von der
Dynamik des Kontrastes

WESTFALEN-BLATT-Serie Teil 2: Christian Habke

Von Wolfgang Braun
und Harald Iding (Fotos)
Vörden (WB). Es war der Zufall, der sein Interesse am künstlerischen Gestalten weckte. Jetzt bereitet sich der 29-jährige Materialgestalter Christian Habke auf eine große Ausstellung im Rheinischen Industriemuseum Oberhausen vor, die Ende Juni eröffnet wird.

Mit Kunst war der Maschinenbauingenieur Christian Habke, der zusammen mit seinem Vater Rolf-Dieter im Gewerbegebiet Vörden eine Schlosserei betreibt, erst bewusst und enger in Berührung gekommen, als dort 2002 das Bad Driburger Kunstforum - vermittelt durch den Heimat- und Kulturverein Marienmünster - die Ausstellung »Eisenhart und Hauchzart« zeigte. Seit dieser Zeit fertigt er selbst Metallplastiken. Etwa, als er zum »Apfeltag 2005« für den Vördener Kump an der Marktstraße einen überdimensionalen Apfel als Weltkugel baute. Seine entfernt einer Leiter ähnelnde, kybernetische Brunnenplastik aus dem Jahr 2006 zum gemeinsam mit dem Künstler Wolfgang Göllner und dem Heimat- und Kulturverein veranstalteten Kunstwochenende »Leitbilder - Bildleiter« steht immer noch. Diese Objekte oder auch der in Stahlrohre eingefasste Baumstamm, den er zur Open-Air-Schau »Natürlich Kunst« im Steinheimer Wald im vergangenen Sommer beisteuerte, sind noch recht gegenständliche oder aufs Funktionelle hin konzipierte, »ingenieurmäßige« Skulpturen.
Erst seine neueren Arbeiten zeigen, dass jetzt der Künstler in ihm erwacht. So eine Stele, deren Kopf ein entzwei gegangener Findling ist. Den Metallteil der Plastik hat Habke aus einem Stück Doppel-T-Träger gefertigt. Er hat ihn in der Mitte splittern lassen wie Holz. Die beiden mit ihren Bruchstellen einander zugewandten Steinhälften verschraubte er auf die wild aufragenden Metallbahnen und befestigte sie mit Zweikomponentenkleber: »Was mich interessierte, das war die Spannung zwischen Stein und Metall«, sagt er. Der zerbrochene Findling hatte seine gestalterische Phantasie entzündet. »Eigentlich bin ich Tüftler, Bastler. Der Ausgangspunkt des künstlerischen Prozesses ist eine zufällig entstandene Form. Beim Bauen einer Metalltreppe beispielsweise fällt ein Reststück an. Ich finde dessen Gestalt interessant, frage mich, was ich daraus machen könnte.«
Häufig entwickeln sich aus einem Kunstwerk noch weitere. Eins stößt die Entdeckung des nächsten an. Die Stele mit dem zerborstenen Stein und ihrer gleichermaßen zerstörerischen wie doch auch auf Versöhnung, Heilung und Wiedervereinigung ausgerichteten Dynamik inspirierte ihn zu einer Plastik, die im Inneren eines aus linsenförmig gebogenen Stahlstangen gebildeten Gehäuses einen ähnlichen Stein birgt. »Er wird geschützt, damit er nicht auch noch kaputt geht«, könnte man als Bedeutung herauslesen. Aber solchen Interpretationen steht Habke skeptisch gegenüber: »Ich gebe deshalb auch meinen Skulpturen keine Namen. Der Betrachter soll sich selbst einen Reim darauf machen.«
Seine neuesten Arbeiten leben von Spannungsverhältnissen: Rostroter Stahl mit recht rauer Oberfläche auf der einen Seite, glatt polierte, silbrig schimmernde Edelstahlelemente wie Kugeln oder spiralig geformte Röhren auf der anderen. Oder: Filigrane stehen neben wuchtigen Formen. Habkes Kunst liegt darin, anscheinend widersprüchliche Elemente in eine Balance zu bringen. Zuweilen ist auch der rein mechanische Aspekt reizvoll: Eine Kugel ist in einer Metallplastik drehbar gelagert. Das lädt zum Spielen ein.
Habke ist als Künstler keiner, dem es darum ginge, in die Tiefen seiner Seele abzutauchen und einen Ausdruck für sein Innenleben zu finden. Er ist Konstruktivist, formt Gefundenes zu ganz neuen Gebilden, spielt mit ihnen, lässt sich überraschen davon, was ihm einfällt. Das kann auch einen Nutzwert haben. So sind beispielsweise von ihm kreierte Röhrenlampen mit phantasievollem Design und Neonleuchten im Inneren im Vördener »Wirtshaus am Brunnen« zu sehen. Habke - er arbeitet auch nach Kundenwünschen für die Gartengestaltung und fertigt beispielsweise originelle Brunnenplastiken - zeigt seine Skulpturen auf dem Freigelände vor dem Metallbaubetrieb im Gewerbegebiet Vörden. Er ist unter % 01 72/52 37 848 zu erreichen. Eine Internetpräsentation wird in Kürze freigeschaltet.
www.habke.de

Artikel vom 04.04.2007