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Der Ölmüller sucht einen Nachfolger

Herbert Hohmeier (71) gibt das Walnüsse sammeln und knacken nach dieser Saison auf

Von Thomas Hochstätter
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen-Bergkirchen (WB). »Das Pressen ist das Leichteste«, sagt Herbert Hohmeier. Aber das Sammeln und Knacken wird dem 71-jährigen Walnussexperte der Mühlengruppe Bergkirchen langsam zur Last. Darum will er nach dieser Saison Schluss machen.
Ein Tässchen Kaffee zur Stärkung gönnen sich Kerstin Grawe (rechts) und Beate Brandenstein-Buhl.
Man kann gar nicht so schnell schauen, wie Herbert Hohmeier die Walnuss in seiner Hand von einer Schalenhälfte befreit hat. Natürlich ohne Bruch zu hinterlassen. Schon schaut die eigentliche Frucht, die von der Form her an ein Hirn denken lässt, aus ihrer Hülle. »Fünf Pfund geknackte Nüsse brauche ich für einen Liter Öl«, erklärt Herbert Hohmeier. In einem Nachmittag in der Schönen Mühle sei das erledigt. Das Öl füllt er dann in schmale 100- und 200-Milliliter-Flaschen, die er verkorkt und mit dem Verschnitt der Etikettaufkleber versiegelt.
»Kühl und dunkel lagern«, warnt der Text auf den Flaschen mit dem goldgelben Inhalt. Darunter steht Hohmeiers Adresse. Ob auf den Flaschen bald eine andere Anschrift steht oder es gar kein Bergkirchener Walnussöl mehr geben wird, das ist nicht sicher. »Wer mein Nachfolger wird, steht noch in den Sternen«, sagt der Ölmüller. Darüber werde in der Mühlengruppe diskutiert.
Für ihn selbst sei das jedoch nichts mehr - einfach zu viel Arbeit. »Da kannst du kein anderes Hobby haben«, sagt er. Der Ölverkauf und das Erklären der alten Handwerkskunst gehöre ja schließlich auch dazu.
Solcherlei Pflichten hat Herbert Hohmeier auch am Sonntag erledigt. Da war die Saisoneröffnung auf der Schönen Mühle. Und dutzende Besucher fanden sich nach ihren Spaziergängen und Radtouren bei sonnigen Frühlingswetter ein. Da kam die zahlenmäßig dünn besetzte Mühlengruppe ganz schön ins Rotieren. Hannelore Wehking (67) aus Friedewalde zum Beispiel flitzte immer zwischen dem Getränkeausschank und der Verkaufsluke hin und her. Eben noch zwei Apfelschorlen, nein, doch nur eine, dann schon wieder drei Mal Wurst im Glas, ein Mühlenbrot und zwei Mal Thüringer Senf. »Einige sind krank, andere müssen heute arbeiten« erzählt sie. Das Foto für die Zeitung kann sie gerade noch dazwischen schieben. Dann warten da hinten schon die Nächsten auf zwei Bier und ein Mineralwasser.
Ein paar Meter weiter haben sich Kerstin Grawe und Beate Brandenstein-Buhl für Kaffee entschieden. Der hält wach nach der Tour, die sie schon hinter sich haben. Der Wagen steht an der Lutterschen Egge. Zu Hause, das ist Rodenberg im Schaumburger Land. Die Spazierwege am Wiehengebirge haben es den beiden Freundinnen und ihren Familien angetan. Und die Kulisse von Teich und drehendem Mühlrad, das dafür sorgt, dass Herbert Hohmeier und wohl auch noch sein Nachfolger aus Walnüssen das goldgelbe Öl herstellen können.
l In der jetzt begonnenen Saison werden Wochenendwanderer in der Schönen Mühle gut versorgt. Zum Angebot gehören verschiedene Kuchen und belegte Brote sowie zum Mitnehmen auch frisches Brot und Honig, Wurst und Senf.

Artikel vom 03.04.2007