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Die üblen Methoden der Drücker

Telefon-Marketing: Die Branche kämpft um ihren guten Ruf

Von Jürgen Hein
Düsseldorf (dpa). Marianne Ling deckte den Abendbrottisch, als das Telefon klingelte. Der Anrufer sagte etwas von »Telekom« und fragte: »Wollen Sie nicht auch günstiger telefonieren?«

Das wollte die Rentnerin tatsächlich und ließ sich auf ein Gespräch ein - im Glauben, sie spreche mit ihrem Telefonanbieter der Deutschen Telekom. Das Flatrate-Angebot klang gut. »Am Ende habe ich gesagt, dass ich Interesse habe, und die Frau sollte mir etwas zuschicken«, sagt Ling. Wenig später bekam sie Post von einer ihr unbekannten Firma: Man freue sich, sie als Kundin gewonnen zu haben, und lasse den Anschluss von der Telekom auf den neuen Anbieter umstellen.
Solche Methoden haben das Telefonmarketing in Verruf gebracht. Ling wusste weder, dass sie mit einem Telekom-Konkurrenten sprach, noch wollte sie ihren Anbieter wechseln. Und doch schloss sie einen Vertrag. »Mündlich geschlossene Verträge sind in Deutschland gültig«, sagt Klaus Müller von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. »Telefon-Drücker« nutzen das aus. »Man merkt oft gar nicht, dass man einen Vertrag abschließt. Den Brief, der dann kommt, hält man für Werbung und wirft ihn weg. Und schon hat man die Zwei- Wochen-Frist für den Vertragsrücktritt verpasst«, sagt Müller.
Am Telefon wird für vieles geworben, nicht nur für Handy- oder Festnetztarife, sondern auch für Versicherungen oder Lotterien. All das hat nichts mit Belästigung zu tun, solange die Regeln eingehalten werden: keine Anrufe nach 20 Uhr, keine Anrufe bei Leuten, die nicht entweder Kunden sind oder ihr Einverständnis erklärten. Der Trick, bei Preisausschreiben im Kleingedruckten Einverständniserklärungen zu sammeln, scheiterte bereits vor Gericht.

Artikel vom 02.04.2007