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Obdachlose Musiker zieht's zur Feuerwehr

Durch Aufstockung entsteht ein dringend benötigter Probenraum - Alle packen mit an

Von Heinz-Peter Manuel
Holtheim (WV). Auf vielen Dörfern ist der Zusammenhalt zwischen den Menschen noch groß. Man hilft sich gegenseitig. Das findet auch auf Vereinsebene statt. Ein gutes Beispiel dafür liefern jetzt die Freiwillige Feuerwehr und der Spielmannszug Holtheim. Und den »Segen« Lichtenauer des Stadtrates haben die Vereine obendrein.

Der Spielmannszug ist derzeit ganz schön in der Klemme. Denn die 32 aktiven Musiker und Musikerinnen sowie die 16 Jungen und Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren, die in der Ausbildung sind, haben ebensowenig einen Probenraum wie die jüngeren Kinder, die an der »musikalischen Früherziehung« teilnehmen.
»Seit nunmehr anderthalb Jahren wird die intensive und für den Verein überaus wichtige Probenarbeit durch die ständige Suche nach Räumlichkeiten gestört, wenn nicht sogar verhindert«, klagt Vorsitzender Franz Günther in einem Brief an die Stadt.
Zwar können die Nachwuchsmusiker noch im Pfarrhaus proben, doch wird das Haus bald umgebaut. Ähnlich ging es dem Verein mit seinem Raum in der Schützenhalle, der zu einer Toilettenanlage umfunktioniert wurde. »Seit dem Verlust unseres Raumes konnten wir Gemeinschaftsproben nur im Freien - bei guter Wetterlage - durchführen. In der restlichen Zeit konnte nur getrennt geprobt werden«, spricht der Vorsitzende die leidende musikalische Qualität und den Gemeinschaftssinn innerhalb des Vereins an.
Nun hoffen die Musiker, von der ohnehin anstehenden Sanierung des Feuerwehrgerätehauses an der Mitteldorfstraße profitieren zu können. Inclusive Aufstockung betragen die Kosten rund 120 000 Euro - 70 000 Euro Material-, 50 000 Euro Lohnkosten. Sowohl Feuerwehr als auch Musiker haben sich bereit erklärt, die anfallenden Arbeiten in Eigenleistung durchzuführen, so dass die gesamten Lohnkosten entfielen.
Der Spielmannszug müsste nach den nun vorliegenden Plänen 35 000 Euro an Materialkosten aufbringen. Viel Geld für einen Verein, der bislang keine Beiträge von seinen Mitgliedern erhoben hat und einzig auf Spenden angewiesen ist. »10 000 Euro werden wir versuchen, über Spendengelder und die Unterstützung der aktiven Mitglieder einzuwerben«, stellt der Vorstand in seinem Schreiben in Aussicht.
Beim Rat haben die Musiker beantragt, ihnen einen Zuschuss von 15 000 Euro zu gewähren. Die noch fehlenden 10 000 Euro will man durch Zahlung eines monatlichen Nutzungsentgeltes »in angemessener Höhe« abstottern. Auch die Nebenkosten für die neuen Räume wollen die Musiker tragen. Denkbar sei zudem eine Nutzung anderer Holtheimer Vereine.
Bei den Arbeiten wollen Feuerwehrmänner und Musiker Hand in Hand arbeiten und das Projekt gemeinsam »stemmen«. Gebaut werden kann 2008.
In der jüngsten Sitzung des Stadtrates zeigten sich die Sprecher aller Fraktionen sehr angetan von den Holtheimer Plänen und stimmten ihnen geschlossen zu.

Artikel vom 03.04.2007