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Kraftvolle Tänze mit Magie und
Temperament

»South African Musical« begeistert

Von Henrike Kopmann
Espelkamp (WB). Rhythmisch rasant, unbändig, ursprünglich und absolut atemberaubend - die lodernde Lebensfreude des Afrikanischen Kontinents überflutete Bühne und Zuschauerraum.

Am Samstagabend versetzte die South African Musical Group das Neue Theater mit »In the Ghetto« in Ekstase. Das Publikum war »Feuer und Flamme«.
»Weißt du, was es heißt, im Ghetto zu leben?«, fragen die Jugendlichen mit einem direkten Blick ins Publikum. Hinter einem Wellblechzaun, am Rande von St. Johannisburg - hier leben sie. Armut, Drogen und Gewalt stehen auf der Tagesordnung und dennoch: ihre unbändige Lebensfreude lassen sie sich nicht nehmen.
»All you have to do is to believe«, singen die Mädchen und Jungen in ihren Schuluniformen. An sich selbst glauben und die Hoffnung an eine bessere Zukunft nicht verlieren - so lautet ihre Botschaft. Rasante Hip-Hop-Schritte, Breakdance-Einlagen und gewagte Sprünge lassen keinen Zweifel am ungebrochenen Optimismus der Jugendlichen. Cindy (Lebogang Majake) kommt neu an die Schule in Soweto, einem sozialen Brennpunkt der südafrikanischen Hauptstadt. Sie lernt Thabo (Horris Mgobhozi) kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick: »In my heart I know that youĂ•re the one for me.«
Gemeinsam mit ihren Freunden stürzt sich das junge Paar in ein ausgelassenes Fest. Schließlich die dramatische Wende: Cindy verteidigend, gerät Thabo in eine Schlägerei mit dem Drogendealer Ganjaman (Bonginkosi Mkhize). Schwer verletzt liegt er vor der zuvor bunt-belebten Bar. Vusi (Sabelo Ngema) und Thuli (Hlengiwe Dlamini) helfen Cindy, Thabo zu seiner Mutter (Zuks Mtshontshi) zu schaffen. Sie lebt außerhalb der Stadt, in einer Stammesgemeinschaft. Hier finden der verletzte Thabo und Cindy Hilfe und Zuflucht. Gleichzeitig tauchen sie ein in die Welt afrikanischer Traditionen und Mythen.
Kraftvoll und in einer unsagbaren Ursprünglichkeit erfasste der Rausch des afrikanischen Kontinents das Publikum. Ob geheimnisvolle Zauberschwüre des Medizinmannes (Bonginkosi Mkhize) oder mystische Tänze - was das preisgekrönte Ensemble aus St. Johannisburg auf der Bühne entfachte, war Magie und loderndes Temperament: Zebra, Löwe und andere Gestalten der afrikanischen Sagenwelt forderten einander zum Kampf heraus.
Einzelne Tänzer verschmolzen zu einem faszinierenden Körperwesen, das sich - gleich einer Riesenschlange - fortbewegte. Angefeuert durch das Publikum, vollführten die Stammeskrieger waghalsige Saltos, maßen ihre Kräfte im spielerischem Wettstreit. Spätestens als Ithomeleng Lekab, Themba Majeke und Michael Dodoo zu ihren Trommeln griffen, war das Theater vom südländischen Fieber erfasst. Mit Mimik und Gestik spielend, verwandelten die Akteure den Beifall in feuriges »Handclapping«. Die Rhythmen, die Farben und der Hüftschwung Afrikas machen süchtig.
Sowohl dem Publikum als auch den beiden Hauptdarstellern fiel der Abschied schwer: Wieder genesen, sagt Thabo von seiner »Mama« mit dem unermesslich großen Herz »Goodbye«. Gemeinsam mit Cindy kehrt er in die Stadt zurück und muss die Sonnenseite Afrikas hinter sich lassen.

Artikel vom 02.04.2007