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Musik berührt mit inniger Trauer

Beeindruckendes Konzert in Abteikirche stimmt auf die Karwoche ein

Marienmünster (WB). Die Schönheit und die kunstvollen Strukturen der »alten« Musik dem heutigen Zuhörer nahe zu bringen. Dieses Anliegen des Ensembles »ColVoc« ist den Sängern beim Konzert in der Abtei eindrucksvoll gelungen.

Trotz des strahlenden Sonnenscheins war die Abteikirche Marienmünster am Sonntagnachmittag gut besucht. Die musikalische Einstimmung auf die Karwoche wurde vom Ensemble »Col Voc Detmold-Leipzig« gestaltet. Dieses Vokalensemble besteht seit zehn Jahren. Das Anliegen der sechs Sänger Yves Michael Kiffner, Jürgen Wüstefeld, Hans Hermann Jansen, Stefan Ehring, Eckhard Thiel und Hans Peter Bendt ist es, Schönheit und kunstvolle Strukturen der Musik zu verdeutlichen.
Im Zentrum des Passionskonzerts stand das Werk des italienischen Komponisten Gesualdo di Venosa. Für das musikalische Verständnis im 17. Jahrhundert waren die Werke dieses Meisters progressiv und unkonventionell. Mit seinen Textinterpretationen und in der Harmonieverwendung war er seinen Zeitgenossen weit vorraus. In seinen »Neun Responsorien zu sechs Stimmen« schildert er mit großer Erhabenheit die Passionsgeschichte. Die Wechselgesänge beinhalten Christusworte und begleitend erklärende Texte aus den Evangelien. Das erstaunlich gewandte Werk berührt mit Trauertönen voller Innigkeit.
Das wohlklingende »ColVoc«-Ensemble überzeugte durch seine noble Präsenz, sein ausgewogen schönes Klangbild und eine feine subtile Artikulation. Vor allem zeigte es aber die profunde Vertraulichkeit mit dem musikalischen Stil jener Werke aus dem Italien des 17. Jahrhunderts auf.
So war Gesualdo glänzend realisiert in den polyphonen Passagen in denen Transparenz, Klangabstufung und Laufwerk ganz vorzüglich gerieten. Umrahmt wurden die Gesualdo-Motetten von kleineren Chorwerken aus der Renaissance- und Barockzeit. So konnte man sehr unterschiedliche Kompositionen des »Da pacem Domine - Verleih uns Frieden« hören, etwa die als sehr bewegt angelegte Version von Costanzo Festa oder auch als Doppelmotette für fünf Stimmen von Heinrich Schütz.
Ein Höhepunkt des Konzertes waren auch die beiden Motetten von Francis Poulenc »aus den vier kleinen Gebeten des Franz von Assisi«, musikalisch kleine Preziosen ist der starke Eindruck, den sie beim Hörer bewirken besonders durch die melodiöse Schönheit der französischen Sprache bedingt, in der sie gesungen werden. Dagmar Korth

Artikel vom 03.04.2007