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Schicksalsweg führt nach Russland

Winfried Schulte auf den Spuren des beliebten Verler Lehrers Bernhard Weber

Verl (mh). Das Schicksal des ehemaligen Verler Lehrers Bernhard Weber bewegte eine große Schar von Zuhörern im Heimathaus. Winfried Schulte, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins und Schulleiter i.R., hatte die Grabstätte seines Schwiegervaters und Lehrers Bernhard Weber gefunden.

Gekommen waren vor allem Verler Bürger, die von dem geschätzten Lehrer noch unterrichtet worden waren, so auch Pfarrer i.R. Alois Hermwille und Theo Held.
Held begegnete Weber »ein letztes Mal in Russland, südwestlich des Ilmensees, wo in den Monaten Dezember 1943 bis Anfang 1944 mehr als 100 000 deutsche Soldaten eingekesselt waren!« Ergreifend schilderte Held die Stunden mit dem Spieß Weber, in denen sie sich austauschten und schweren Herzens Abschied voneinander nahmen. Held erinnerte an die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft und Aufrichtigkeit Webers, von der auch ehemalige Kriegskameraden berichteten.
Winfried Schulte widmete sich der Aufarbeitung der Familiengeschichte seiner Frau Gerda, geb. Weber. Der Familie liegt nur eine eidesstattliche Erklärung eines Kriegskameraden vor, der den Tod ihres Vaters bestätigte. Schulte nahm Kontakt mit der deutschen und russischen Kriegsgräberfürsorge auf und bekam über die Friedensinitiative »Kuratorium Rshew« Kontakt zu Victor Muchin, einem ehemaligen hohen Offizier der Roten Armee in der DDR. Dieser nahm ihn in Moskau in Empfang und begleitete ihn. Auch der Kontakt zu dem Redakteur der regionalen Zeitung »Wremja« Dimitrij Andrjuschtschenko und zu dem früheren Piloten Wladimir, der die Friedhofsanlage pflegt, riss in der Zeit seines Aufenthalts nicht ab. Schließlich stand der Verler vor der »Grablage Dorf Koschimo - Gebiet Moskau - Quadrat I - Grab 15«, der letzten Ruhestätte seines Schwiegervaters. Auf den Wunsch seiner Familie legte Schulte dort, wo von 1945 bis 1947 82 deutsche Kriegsgefangene begraben wurden, ein Doppelkreuz mit persönlicher Widmung und Blumen nieder.
In seinem Vortrag zeichnete Schulte ein Porträt Bernhard Webers. Dieser kam 1898 auf einem Bauernhof in Rheda zur Welt, erlebte die Schrecken des Krieges bereits im Ersten Weltkrieg in Frankreich und wurde verwundet. Er legte bereits 1919 am Lehrerseminar in Düren die Lehrerprüfung ab. Mit Zusatzausbildungen in Mathematik, Erdkunde, Chemie, Physik, Zoologie und Botanik erreichte er die Qualifikation zum Mittelschullehrer. Seine Erstanstellung bekam er in Rheda, seine Zweitanstellung in Ostenland, Hövelsenne. Von 1926 bis 1931 unterrichtete Weber an der Dorfschule in Verl. Danach leitete er die einklassige Lehmkuhlenschule in Sende-Süd (heute Bleichestraße). Seine Frau Ida, geb. Hermreck, aus Verl stand ihm zur Seite. »Die »Schoul-Kinner Werner und Gerda« kamen auf die Welt und auch seine Frau trug den Namen »Schoul-Mama«. Ein Schulbild (wir berichteten) aus diesen Tagen belegt das familiäre Verhältnis in der alten Lehmkuhlenschule. Pfarrer i.R. Alois Hermwille konnte mit Hilfe der Anwesenden fast alle Mitschüler auf dem Bild noch namentlich identifizieren.

Artikel vom 02.04.2007