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Politiker gnadenlos zerlegt

Kabarettist Volker Pispers begeisterte in Delbrück

Von Matthias Lüke (Text und Foto)
Delbrück (WV). Volker Pispers knallt sie einem um die Ohren: hammerharte und vor Zynismus triefende Pointen, schonungslos, eine nach der anderen, es rappelt in der Bude. Wie jetzt in der ausverkauften Delbrücker Stadthalle vor absolut begeistertem Publikum.

Bei seinem Programm »Bis neulich heißt es für die Zuschauer: Hinsetzen und anschnallen! Es folgen 160 intensivste Minuten politischen Kabaretts. Seine wenigen Requisiten - Schreibtisch mit Stuhl und Telefon sowie einen Barhocker - braucht Pispers eigentlich gar nicht: Ein vor Energie sprühender Mann mit zackig schnellen Kopfbewegungen, seine langen Nackenhaare fliegen genauso wild durch die Luft wie seine energisch fuchtelnden Arme, seine Augen blitzen.
Mit entschlossener Stimme haut er im Schnitt pro Minute mindestens fünf geistreiche Pointen raus, auf der Klaviatur des Humors beherrscht Pispers sämtliche Harmonien und weiß genau, wann und wie er sie einsetzen muss: hier subtil und feingeistig, dort direkt und derb, oft bitterböse und zynisch, dass einem das Lachen im Hals gefriert.
Die deutsche Sprache beherrscht der Wortakrobat perfekt. Er spielt mit ihr, gebraucht sie gezielt und kreativ, es gibt viele Wortwitze und -neuschöpfungen. Volker Pispers redet schnell, sehr schnell sogar. Seine Texte strotzen so vor Informationen. Man muss sich bisweilen anstrengen, ihm folgen zu können, aber dafür wird man viel mehr als nur entschädigt.
Kein Politiker ist vor der scharfen Zunge des gebürtigen Mönchengladbachers sicher. Und wer in sein Fadenkreuz gerät, wird mit Hilfe giftiger Rhetorik gnadenlos zerlegt. Pispers hat etwas gegen jegliche Form von Dummheit in der Politik. Und das bekamen im wesentlich hitzigeren zweiten Programmteil vor allem der amerikanische Präsident George W. Bush zu spüren. Sprachlich genauestens ausgeklügelt und deswegen auf die Schnelle kaum widerlegbar schleuderte Pispers voll mitreißender Inbrunst seine glühenden Ansichten ins Publikum, er redete sich in Rage, es häuften sich die Kraftwörter.
Man fragte sich, wo die zweieinhalb Stunden auf einmal geblieben sind - sie vergingen wie im Flug. Und am Ende gab es nur noch johlenden Beifall für einen grandiosen Abend.

Artikel vom 31.03.2007