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»Verunglimpfung des Bauernstandes«

Heimische Landwirte sind über Berichte über angeblichen Subventionsbetrug erbost

Herford (ram). »Landwirte als Subventionsbetrüger« - Meldungen dieser Art brachten die heimischen Bauern in den vergangenen Tagen auf die sprichwörtliche Palme. Dabei seien einige Zeitungen im Lande offenbar einer Ente aufgesessen, sagte Werner Weingarz, Geschäftsführer der Kreisstelle Herford-Bielefeld der Landwirtschaftskammer.

Weingarz bezog sich auf Presseberichte, wonach Europas Bauern mehrere Milliarden Euro aus EU-Kassen erschlichen hätten, weil sie bei Anträgen für Subventionen falsche Angaben gemacht hätten. »Das ist eine Verunglimpfung der Landwirte«, echauffierte sich Kreislandwirt Werner Seeger. Zum Beleg nannte Weingarz Zahlen für NRW. Demnach habe es 53 000 Antragsteller gegeben, an die 480 Mio. Euro an Agrarsubventionen ausgezahlt worden seien. »Bei den anschließenden Kontrollen sind Rückforderungen in Höhe von 107 000 Euro entstanden und das bei einem Volumen von 480 Millionen Euro. Dieser Zahlenvergleich belegt, wie korrekt in der Landwirtschaft gehandelt wird«, betonte Weingarz. Bei den 1345 Betrieben im Bereich Herford und Bielefeld habe es gar keine Beanstandungen gegeben. Und noch ein Argument führt Weingarz an. »Der Landwirt, bei dem fehlerhafte Angaben entdeckt werden, erhält eben kein Geld. Deshalb kann von Subventionsbetrug keine Rede sein.«
Anstatt die Landwirte als Betrüger an den Pranger zu stellen, sollte bei der Europäischen Union vielmehr über die Fragebögen nachgedacht werden, die ein Antragsteller auszufüllen hat. Die seien eher etwas für einen Verwaltungsfachmann. Um den Parteien im Herforder Rat diese bürokratischen Hürden vor Augen zu führen, verteilte Seeger bei einem Treffen der Fraktionsspitzen entsprechende Fragebögen: »Wir wollen, dass jeder erfährt, was uns hier zugemutet wird.« Und Weingarz ergänzt: »Verrutscht bei dem Wust an Formularen auch nur eine Zeile, ein Komma, gilt man gleich als Betrüger.« Ginge es den Bauern so gut, wie hier und da behauptet werde, dann würden nicht jedes Jahr fünf Prozent der Bauernhöfe schließen, sagte der Geschäftsführer der Kreisstelle.
Solange die Erzeugerpreise so hoch seien, »sind die Landwirte auf die Prämien angewiesen«, so Seeger. Angesichts der Fülle an Formularen, fragte der Bürgermeister, wann ein Landwirt überhaupt noch dazu komme, seinen Acker zu bestellen, sein Vieh zu versorgen.
Alle anwesenden Fraktionsvorsitzenden erklärten, dass undurchschaubare Verwaltungsvorschriften in vielen Bereichen den Menschen das Leben erschwerten. »Da muss ich nur mal über Anträge vom Arbeitsamt oder über Papiere in mittelständischen Betrieben blicken«, sagte Heinz-Günther Scheffer.
Die Landwirtschaftskammer hilft beim Ausfüllen der Formulare. Infos unter % 05741 34 250 oder per E-Mail unter herford@lwk.nrw.de.

Artikel vom 31.03.2007