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VITAL & GESUND
Der Medzinratgeber der LÜBBECKER KREISZEITUNG

Dr. Thomas Fix,
Frauenarzt aus Lübbecke

Die medizinische Forschung hat dieses Jahr revolutionäre Ergebnisse vorzuweisen. Nachdem seit einigen Wochen ein Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs in Deutschland zur Verfügung steht, kommen Ergebnisse neuer Studien zum Thema Brustkrebs zur Veröffentlichung. Vor Jahren konnte den an Brustkrebs erkrankten Frauen nur eine Operation mit oder ohne Chemotherapie angeboten werden. Mittlerweile sind ganz neue Substanzen entdeckt worden, die die Überlebensrate deutlich erhöhen. Diese Stoffe stammen zum Teil aus Pflanzen oder wurden synthetisch in aufwändigen Laborverfahren gentechnisch hergestellt. Hierzu zählen die Taxane, Herceptin, Aromatasehemmer oder ganz neue Stoffgruppen, die das Wachstum der Gefäße, die den Tumor versorgen, hemmen. Die Freude darüber ist in der Fachwelt unübersehbar. Man spricht von der endlich erhofften Umkehr in der Bekämpfung der Sterblichkeit für Brustkrebs.
Dieser Trend setzte schon 1990 ein. Damals wurde ein so genanntes Antihormon, das Tamoxifen, eingeführt. Es konnte bei Rezeptor positiven Tumoren erfolgreich zur Anwendung kommen. Seither sinkt die Zahl der Frauen, die an Brustkrebs sterben. Dieser Erfolg kann nicht den neuen Therapien alleine zugeschrieben werden. Eine verbesserte Früherkennung mit ausgefeilteren Techniken und die steigende Anzahl der Frauen, die sich an solchen Programmen beteiligen und die Vorsorge regelmäßig einhalten, sind an dieser erfreuliche Entwicklung mitbeteiligt. Wir in Europa hinken den Amerikanern hinterher. Die Senkung der Sterblichkeit ist in den USA doppelt so hoch wie in Deutschland. Dies liegt an den trägen Zulassungsbehörden in Europa, die bei einer Medikamentenneuzulassung wesentlich mehr Zeit verrinnen lassen, als in den USA. Es gibt einen noch weiteren unübersehbaren Grund für diese Unterentwicklung in Deutschland. Die Medikamentenpreise werden von den Krankenkassen als zu hoch empfunden. Seit Jahren sind die Ärzte oft nicht in der Lage, die Arzneien zu verschreiben, die sie für notwendig und sinnvoll erachten.
Medikamentenfestpreise, Budgetierungen und andere bürokratische Maßnahmen erschweren oder verhindern die Medikamentenwahl. Es kommt immer häufiger vor, dass sich betroffene Patienten mit ihrer Krankenkasse vor einem Sozialgericht auseinandersetzen müssen.
Als Ärzte fühlen wir uns unseren Patienten verpflichtet, die wissenschaftlich erwiesene Therapie zu ermöglichen. Im Zuge dieser Entwicklung zu mehr Bürokratie und Budgetierung sind wir - trotz unseres Bemühens - deutlich hinter die internationalen Standards gefallen.

Artikel vom 31.03.2007