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Von Bernd Bexte

BÜNDERASPEKTE

Fahrlässige Unbedarftheit


Die Nachricht über die Unregelmäßigkeiten bei der Jahresabrechnung des »Vereins zur Stärkung von Schulen« hat wie eine Bombe eingeschlagen. Zu Beginn staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen gilt aktuell selbstverständlich die Unschuldsvermutung.
Dennoch ist zu fragen, gegen wen sich der Verdacht richten muss. Gegen den Bildungsbüro-Leiter und abberufenen Geschäftsführer Gerhard Engelking, der sich mit Verfügungsgewalt über das Vereinskonto allein 2006 die besagte und exklusiv von der BÜNDER ZEITUNG berichtete Summe von 46 000 Euro als Aufwandsentschädigung ausgezahlt haben soll? Oder vielleicht auch gegen die Vereinsspitze, insbesondere Vorsitzende Lieselore Curländer, die für das Finanzgebaren mitverantwortlich ist? Pikanterweise ist sie als Landrätin Vorgesetzte des Bildungsbüros-Leiters.
Bei genauem Hinsehen drängt sich der Eindruck auf, dass hier mit an Fahrlässigkeit grenzender Unbedarftheit gehandelt wurde: Immer wieder ist zu hören, dass Engelking als Vereinsgeschäftsführer habe frei schalten und walten dürfen - Hauptsache, der Verein rutsche finanziell nicht ins Minus.
Eine entsprechende Vereinbarung soll noch zu Zeiten des damaligen Vereinsvorsitzenden, Ex-Kreissozialdezernent und Ex-Bürgermeister Thomas Gabriel, getroffen worden sein. Die Landrätin hatte bereits am Mittwochabend im Gespräch mit dem HK versichert, dass es diese Vereinbarung nicht gebe. Bei der vorherigen Unterrichtung der Fraktionsspitzen war über einen solch möglicherweise ausgestellten finanziellen »Freifahrtschein« allerdings gesprochen worden.
Gabriel selbst hüllt sich in Schweigen. »So lange ermittelt wird, gebe ich dazu keinen Kommentar ab.« Als Privatmann ist er immer noch Mitglied des »Vereins zur Stärkung von Schulen«, habe aber seit seiner Abwahl im Herbst 2004 keinen Kontakt mehr.
Sicher ist, dass die vermeintlichen Erfolgsmeldungen des Regionalen Bildungsbüros so manchen Verantwortlichen geblendet und sorglos gestimmt zu haben scheinen. Mahnende Stimmen wurden zu spät gehört. Das mit einem üppigen Personalbestand gesegnete Bildungsbüro - der Etat wuchs von 25 000 auf 600 000 Euro - scheint ein unkontrolliertes Eigenleben geführt zu haben.
Es steht viel auf dem Spiel: Das Ansehen einer Einrichtung, mit der sich der Kreis überregional schmückt, unter anderem auch die Gemeinnützigkeit des Vereins und nicht zuletzt die Glaubwürdigkeit der Vorstandsmitglieder, allesamt kommunale Spitzenpolitiker. Sie sollten wissen: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

Artikel vom 31.03.2007