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Wie viel Energie
will Stute noch?

Umweltschützer erhoffen Rückzug

Von Manfred Schraven
Paderborn (WV). »Stute baut Biogas-Anlage«. Dieser Schritt zur Eigenversorgung des Paderborner Unternehmens, über den das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT am Samstag exklusiv berichtet hat, verbreitet neben anderem bei den Umweltschützern ein »Gut-Gefühl«. Sie hoffen auf einen Rückzug des Unternehmens vom Projekt Müllverbrennung.

»Wo will die Firma Stute mit der ganzen Energie eigentlich hin?« fragt der Sprecher der Paderborner Umweltverbände Fritz Buhr in einem Gespräch mit dieser Zeitung angesichts der immer noch bestehenden Ausgangslage, dass das Entsorgungsunternehmen Stratmann als potentieller Betreiber eines Industrieheizkraftwerkes im Industriegebiet Mönkeloh an den Plänen festhält und den Paderborner Marmeladen- und Saftproduzenten beliefert. Die KMG Kraftwerkgesellschaft Mönkeloh GmbH& Co.KG. will auch nach heutigem Stand der Dinge einen neuen Genehmigungsantrag zur Errichtung einer solchen Anlage bei der Bezirksregierung stellen. Das erste Genehmigungsverfahren wurde durch Abbruch der Erörterung gestoppt.
Die Firma Stratmann will bekanntlich in Mönkeloh ein Kraftwerk mit einer Jahreskapazität von 115 000 Tonnen Ersatzbrennstoffe (EBS) bauen und betreiben. Bei der Verwertung der EBS sollen bis zu 15 Megawatt elektrische Leistung und 40 Megawatt Dampfleistung erzeugt werden. Als Hauptabnehmer gilt die Firma Stute. Fritz Buhr: »Stute kann nach unseren Informationen aber nur 20 Megawatt selbst gebrauchen.« Angenommen, dass noch zwei Megawatt vom Schlachthof und der Brauerei bezogen würden, bliebe als Ergebnis: 18 Megawatt würden am Bedarf vorbei produziert.
Seit Beginn des Planungsverfahren wird die Firma Stute, wenn nicht als Gesellschafter der Kraftwerk GmbH, dann zumindest als potenzieller Abnehmer in Verbindung mit dem Betrieb eines Industrieheizkraftwerkes gebracht. Seit den ersten öffentlichen Bekanntmachungen des beabsichtigten Genehmigungsantrags im August des vergangenen Jahres war als Unternehmensziel der KMG immer unwidersprochen angegeben worden: die Firma Stute mit Dampf und Strom zu versorgen.
Über ein Symposium zum Thema EBS-Anlagen im September 2006, so Buhr, sei im Internet sogar zu lesen gewesen, dass für die Paderborner Anlage Stute als Betreiber und Stratmann nur als Lieferant in Frage kommt. Wenn jetzt die Firma Stute mit dem Bau einer Bio-Gasanlage einen weiteren Schritt in Richtung eigener Energiegewinnung geht, sei zu befürchten, dass immer weniger Energie aus einem Heizkraftwerk Mönkeloh benötigt werde und immer mehr CO2 die Paderborner Bevölkerung belasten wird. Fritz Buhr: »Wenn Stratmann seine Pläne verwirklicht, werden nach heutigem Stand 129 000 Kubikmeter Rauchgas stündlich produziert.« In den Augen des Umweltschützers »unverantwortlich«.

Artikel vom 02.04.2007