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Von Stefanie Hennigs

Versmolder
Aspekte

Traurige Politposse ohne Stil


Wer sich in einer Demokratie zur Wahl stellt, muss damit rechnen, nicht gewählt zu werden. Und jeder hat das Recht, sich für oder gegen einen Kandidaten auszusprechen. Ganz klar. Im Fall Marianne Kampwerth, die Donnerstag bei der Wahl zum zweiten stellvertretenden Bürgermeister mit einem »Nein« von 18 Ratsmitgliedern abgewatscht wurde, liegt der Fall etwas anders.
Zum zweiten Mal seit der Kommunalwahl 2004 wurde aus der Wahl eines ehrenamtlichen Bürgermeisters ein politisches Gezerre. Hatte es zu Beginn der Legislaturperiode noch eine Machtprobe darüber gegeben, welche Fraktion nun den ersten und welche den zweiten Stellvertreter stellt -Êdie SPD hatte diese Frage bekanntermaßen mit Unterstützung anderer Fraktionen für sich entschieden -Êging es nun um die Person Marianne Kampwerth. Warum - darüber kann man nur spekulieren. Zu den Gründen wollte bislang keiner der Politiker öffentlich Klartext reden - angeblich, um die Betroffene zu schützen. Aber wie soll man jemandem noch mehr schaden als mit dieser Nicht-Wahl?
Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um einen gut dotierten Vorstandsposten oder um einen Job mit Einfluss, sondern um ein Ehrenamt, das vor allem Zeit und Einsatz kostet. Die Stellvertreter übernehmen Repräsentationsaufgaben, gratulieren zu Geburtstagen, eröffnen Ausstellungen, übergeben Preise, vertreten die Stadt unabhängig von ihrem Parteibuch nach außen. Welche Qualifikationen Marianne Kampwerth für diese Aufgabe fehlen sollen, wissen nur diejenigen, die gegen sie gestimmt haben.
Aber vielleicht hat das, was am Donnerstag geschehen ist, gar nichts mit Qualifikation zu tun, sondern mit Machtspielen. Natürlich hatte die CDU-Fraktion im Vorfeld der Wahl schon den Gegenwind der anderen Fraktionen gespürt. Es wurden Gespräche geführt -Êohne Ergebnis. Die anderen Fraktionen zucken nun mit den Schultern und sagen, die CDU habe ihre Kandidatin wissentlich ins offene Messer laufen lassen. Doch letztlich hatte die CDU darauf gebaut, dass gemäß der ungeschriebenen politischen Gesetze der auserkorene Kandidat durchkommt. Falsch gedacht!
Wenn sich die anderen Parteien schon im Vorfeld entgegen der Gepflogenheiten in die Kandidatenkür einer anderen Partei einmischen, hätten sie auch den Mut haben sollen, einen eigenen Gegenkandidaten aufzustellen. Damit hätte Marianne Kampwerth die Chance gehabt, im direkten Duell zu unterliegen. Jetzt war es nicht nur eine Niederlage für Kampwerth und die CDU, sondern für den ganzen Rat. Denn dem fairen Miteinander ist dieses Polit-Theater garantiert nicht zuträglich. Einer Sache allerdings bestimmt: der Politikverdrossenheit der Bürger, die über dieses unwürdige Machtspiel um ein Ehrenamt nur den Kopf schütteln dürften.

Artikel vom 31.03.2007