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Wahl-Debakel
erhitzt Gemüter

CDU: Konsequenzen für Ratsarbeit

Von Oliver Horst
und Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Das Debakel bei der Wahl eines zweiten stellvertretenden Bürgermeisters im Rat erhitzte auch am Tag danach die Gemüter. CDU-Fraktionschef Ulrich Wesolowski spricht von einem »Schock«, dass Marianne Kampwerth (CDU) keine Mehrheit erhalten hatte. »Wir haben im Vorfeld alles getan um eine Situation zu vermeiden, wie sie jetzt eingetreten ist«, reagiert SPD-Fraktionsvorsitzende Liane Fülling.

Wie am Freitag berichtet, hatte Marianne Kampwerth am Donnerstagabend als einzige Kandidatin für die Nachfolge des scheidenden Günter Uhlmann zur Wahl gestanden. 32 Ratsmitglieder und Bürgermeister Thorsten Klute gaben in geheimer Wahl ihr Votum ab. 15 sprachen sich für Marianne Kampwerth als Stellvertreterin des Stellvertreters des Bürgermeisters aus, 18 gegen sie.
»Der Schock sitzt nach wie vor tief«, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Ulrich Wesolowski am Freitag im WB-Gespräch. »Dies war eine konzertierte, abgesprochene Aktion, um jemanden zu demontieren.« In Ruhe werde nun nach einem neuen Kandidaten gesucht. Es stimme ihn nachdenklich, dass sich auch langjährige Kollegen, die die Spielregeln kennen müssten, so verhalten hätten. »Dies wird auf jeden Fall Konsequenzen für die kooperative Zusammenarbeit im Rat haben.« Nachdem sich herausgestellt hatte, dass Kampwerths Nominierung bei einigen auf Kritik stieß, habe es ein Gesprächsangebot seitens der CDU gegeben, um Probleme im persönlichen Gespräch auszuräumen. »Dies ist jedoch nicht genutzt worden.« Er habe damit gerechnet, dass die CDU-Kandidatin doch noch genügend Stimmen bekomme.
Überraschend habe für die CDU die Entscheidung dabei nicht sein dürfen, sagten Vertreter anderer Ratsfraktionen. »Die Fraktionsvorsitzenden haben im Vorfeld die Meinungsbilder aus ihren Fraktionen wiedergegeben. Es hat mehrmals klare Warnsignale an die CDU gegeben, um Schaden von der Partei, der Fraktion und der Person abzuwenden«, erklärt Liane Fülling. »Nur sind diese offensichtlich ignoriert oder nicht an die Kandidatin weitergegeben worden.«
Heiner Kamp (FDP) spricht von »einer Persönlichkeitswahl, bei der 18 Persönlichkeiten die Kandidatin nicht gewählt haben«. Thomas Floß (UWG) bezeichnet es als »befremdlich, dass die CDU von brutaler Mehrheit spricht. Das ist Demokratie.« Absprachen habe es im Vorfeld nicht gegeben, nur Gespräche. Welche Gründe aus Sicht der Ratsmehrheit gegen Marianne Kampwerth als stellvertretende Bürgermeisterin sprechen -Êdazu will sich öffentlich niemand äußern. »Wir haben der CDU aber im Vorfeld klar gemacht, dass es Vorbehalte gibt und diese auch sachlich begründet«, sagt Floß. Nach WB-Informationen soll das politische Verhalten der CDU-Frau manchen ein Dorn im Auge gewesen sein, soll von mangelnder Überparteilichkeit für dieses Amt die Rede gewesen sein.
Überlegungen, einen Gegenkandidaten aufzustellen, habe es gegeben. »Wir haben uns aber bewusst dagegen entschieden und der CDU den Ball zugespielt«, erklärt Floß. »Das Vorschlagsrecht der CDU zweifelt niemand an«, sagt auch Liane Fülling mit Blick auf einen zweiten Wahlgang am 24. Mai. Bürgermeister Thorsten Klute wünscht sich, »dass jemand aus der CDU das Amt bekleidet«. Zum Wahl-Debakel sagt er nur: »Das ist Sache der Fraktionen.«

Artikel vom 31.03.2007