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Harry Rothe, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Herford-Detmold.

Zwist zwischen
Kultusgemeinden

Bielefelder greifen Herforder an

Herford/Bielefeld (bex/mm). Im Zuge der Besetzung der Bielefelder Paul Gerhardt-Kirche und der geplanten Umwidmung zur Synagoge hat die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld die Gemeinde Herford-Detmold scharf angegriffen.

Den Besuch des Herforder Kantors Jakow Zelewitsch in der Paul Gerhardt-Kirche, wo er sich am Mittwoch mit den Kirchenbesetzern solidarisch erklärt hatte, werten die Vorstände der Bielefelder Kultusgemeinde, Irith Michelsohn und Paul Yuval Adam, als offene Konfrontation: »Es ist bekannt, dass die Gemeinde Herford-Detmold derzeit mit größten Anstrengungen versucht, Mitglieder der Gemeinde Bielefeld abzuwerben, da dort eine für einen Synagogenneubau notwendige Mitgliederzahl nicht erreicht ist.« Die in Herford genannte Zahl von 40 Übertritten jüdischer Bielefelder Gemeindemitglieder (das HK berichtete) sei nicht nachvollziehbar. Nach einem Verfahren, das mit dem Landesverband abgestimmt sei, hätten der Bielefelder Kultusgemeinde entsprechende Meldeformulare vorgelegt werden müssen. Es gebe aber nicht eine einzige Bescheinigung.
»Völliger Unsinn«, kontert Harry Rothe, Vorsitzender Herford-Detmolder Gemeinde. Die Bielefelder hätten sich in Herford nur an-, in Bielefeld aber nicht abmelden müssen. »Über einen Austritt kann es deshalb überhaupt keine Belege geben.« Im Übrigen habe die Zahl der Gemeindeglieder - in Herford sind es 108 - nichts mit dem Synagogenbau zu tun. »Darum bemühen wir uns seit zwölf Jahren. Jetzt hat es mit der Finanzierung endlich geklappt.«
Es sei immer geplant gewesen, in Herford als geographischem Zentrum gemeinsam mit den Nachbargemeinden - auch Bielefeld - Gottesdienste zu feiern. Bis vor eineinhalb Jahren habe Rothe versucht, den Streit in der Bielefelder Gemeinde zu schlichten. »Wir haben niemals versucht, Mitglieder von dort abzuwerben.«

Artikel vom 31.03.2007