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Wort zum Sonntag

Heute von Pastor Alexander Abrahams

Alexander Abrahams ist Pastor der Ev.-Freikirchlichen Gemeinde Höxter, Am Knüll.

Noch eine Woche bis Ostern. Eine Woche, in der Christen in Gedanken mitgehen: Jesus mit den Jüngern beim letzten Abendmahl. Er vollzog an ihnen die übliche Fußwaschung. Dann, im Garten Gethsemane: Judas liefert ihn seinen Häschern aus. Er wird ausgepeitscht, Pilatus vorgeführt. Der findet keine Schuld an ihm. Trotzdem überlässt er ihn dem hasserfüllt-schreienden Volk: »Wir wollen Barrabas«.
Schließlich Karfreitag - die Kreuzigung, die Todesstrafe für die schlimmsten Verbrecher. Ein Weg voller Demut.
»Ich bin von Herzen demütig.« Wenn jemals einer das von sich mit Recht sagen konnte, war es Jesus. Demut kennzeichnete sein Leben. Diese Eigenschaft hatte damals wie heute keine Hochkonjunktur. Im Lexikon wird Demut gleichgestellt mit den Begriffen »Unterwürfigkeit« und »Ergebenheit«. Jesus war nicht unterwürfig, er war demütig, er war ergeben in den Willen seines Vaters.
Uns ist von Natur her nichts fremder und unverständlicher als Demut. Da sind wir eher stolz. Zu stolz, einen Fehler zuzugeben. Zu stolz, um jemanden um Hilfe zu bitten. Wir sind selbst zu stolz, um uns einfach einmal beschenken zu lassen.
Jesus ist das versöhnende Angebot Gottes, unseres Vaters: ein Geschenk an uns. Stolze Menschen brauchen ihn nicht. Das war schon damals so. Eher gehen wir kaputt, als das wir zugeben: Eigentlich brauchen wir diesen Frieden mit Gott! Einen Frieden wie ihn die Welt nicht geben kann. Der Liederdichter Manfred Siebald (am 12. Mai in der Stadthalle Höxter) singt: »Friede, Friede, Friede sei mit dir. Nicht jenes Warten, wenn die Waffen schweigen, wenn sich noch Furcht mit Hass die Waage hält. Wenn sich Verlierer vor den Siegern beugen: Nicht der Friede dieser Welt.«
Ohne Demut, ohne das Wissen, dass wir Jesus nötig haben (Kierkegaard nennt das »des Menschen größte Vollkommenheit«), finden wir keinen Zugang zu ihm. Den Mut, zuzugeben, dass wir Lebens-Probleme haben, die wir selbst nicht lösen können, diesen Mut nennt die Bibel Demut. Die Bibel sagt: »Gott hilft den Demütigen, den Stolzen gibt er kontra.« Die Vorraussetzung für biblischen Glauben ist nicht Dummheit, sondern Demut. Bildung ist kein Hindernis für den Glauben. Das Hindernis ist die Einbildung, der Stolz.
Was Demut für unser Miteinander bedeuten kann, sagt Helge Stadelmann, Rektor der Freien Theologischen Akademie Gießen: »Demut ist nüchterne Selbsteinschätzung, die sich nicht über den Anderen erhebt, nicht die eigenen Qualitäten gegen den Anderen ausspielt, sondern sich mit den Gaben, die Gott geschenkt hat, annimmt und ohne Selbstüberhebung in die Gemeinschaft einbringt.«
Rick Warren sagt: »Demut heißt nicht, wenig von sich zu denken, sondern mehr an andere denken« (Buch: »Leben mit Vision«).
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine gute Karwoche.

Artikel vom 31.03.2007