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Wort zum Sonntag

Heute von Pfarrer Christoph Beyer

Christoph Beyer ist Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Valdorf.

Otto Rehagel, Thomas von Heesen und Felix Magath - diese Namen stehen für Aufstieg und Fall im Fußballgeschäft. Sie waren erfolgreiche Spieler und haben sich nach ihrer Spielerkarriere als Trainer versucht. Als Spieler und als Trainer sind sie hoch gejubelt worden und haben bedingungslose Begeisterung erlebt. Und sie sind gestürzt, entlassen und danach vom Hof gejagt worden. Steil aufgestiegen - und dann auch wieder herunter gefallen. In der Öffentlichkeit als Superstars gefeiert und dann in die Bedeutungslosigkeit gestürzt.
Zum Glück bleiben die meisten von uns davon verschont, ihre Höhen und Tiefen unter den Augen der breiten Öffentlichkeit zu erleben. Aber dieses Auf und Ab kennen die meisten von uns.
Wir sind verliebt und schweben auf Wolke sieben - können uns ein Leben ohneeinander gar nicht vorstellen - und dann gibt es ein böses Erwachen, wenn die Beziehung auseinander geht. Wir beginnen eine neue Aufgabe, es macht uns Spaß und Freude, wir kommen gut voran. Und dann wird uns die Zeit lang, es geht nicht vorwärts und wir verlieren die Freude und danach wird es grauslich, wir ziehen uns nur noch so durch. Oder wir beginnen einen Tag voller Freude - und werden dann von schlechten Nachrichten umgehauen. Wir erleben Begeisterung und wissen, dass die Ernüchterung bald folgen kann. Da haben wir unsere Erfahrungen gemacht.
Und um genau so eine Erfahrung geht es an diesem Sonntag in den Gottesdiensten: Da wird die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem gelesen. Eine Woche vor Ostern geht es um einen Höhepunkt im Leben von Jesus: Er zieht prächtig und triumphal in die Stadt Jerusalem ein: Vorbereitet von den Jüngern ist alles bereit, damit er auf einem Esel als der neue König in Jerusalem einziehen kann: Die Massen legen ihm ihre Kleider zu Füssen. Willkommen in Jerusalem, neuer König und Retter! Begeisterung und Euphorie pur - besser geht es nicht!
Nur ein paar Tage später hat sich diese Begeisterung in Luft aufgelöst und schlägt um in Hass. Jesus wird verraten, verlassen, verhaftet und verurteilt. Seine Erfolge zählen nicht mehr, die Stimmung im Volk kippt. Gerade noch von allen geliebt - wird er nun von vielen gehasst.
Fußballfreunde, traurig Verliebte und Erschöpfte kennen das. Aufstieg und Fall. Sie kennen die Begeisterung und auch die Schmerzen, die da direkt aufeinander folgen. Genau das hat Jesus erlebt - auch unter den Augen der Öffentlichkeit. Alle haben ihn gesehen. Für manche von uns ist es hilfreich, wenn wir in Jesu Leben unseren eigenen Alltag wieder erkennen und merken: Gottes Sohn war auch einer von uns, es ist ihm gegangen wie es uns heute noch geht. Wenn er es durchgemacht und zu einem guten Ende geführt hat, dann ist das für mich eine Hilfe. Ich bin nicht der einzige, der da durch muss - Jesus ist den Weg schon mal vorgegangen. Und das macht Mut.
Ich sehe bei Jesus aber noch etwas anderes: Er ist seinen Weg gerade gegangen und hat sich weder vom Applaus noch von der Ablehnung irre machen lassen. Und das nicht, weil er ein kaltes Herz hatte oder weil er noch sturer war als wir Ostwestfalen: Er ist diesen Weg gegangen, weil er sich von Gott begleitet sah. Gott hat ihm genug innere Kraft gegeben, um seinen Weg gehen zu können. Und ich denke, dass brauchen wir am meisten, dass wir innerlich gefestigt sind. Das wir mit Gottes Kraft aufrecht stehen können und uns nicht abhängig machen vom Applaus oder den Buhrufen der anderen. Ich wünsche uns, dass Gott uns solche Stärke schenkt - das er unsere Wege begleitet und uns auch zeigt, wo wir daneben liegen. Ich denke, Gott will keine sturen Menschen - er will gestärkte Menschen, die mit seiner Kraft aufrecht durch die Tage gehen. Ich wünsche Ihnen, dass Gott sie mit seiner Kraft aufrichtet und stark macht.

Artikel vom 31.03.2007