31.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Firma ist mein zweites Zuhause«

Heinz-Günter Nolting arbeitet seit 50 Jahren in der Maschinenfabrik Heesemann

Von Claus Brand (Text und Foto)
Bad Oeynhausen-Rehme (WB). Das hat Seltenheitswert: Am Sonntag feiert Heinz-Günter Nolting ein außergewöhnliches Arbeitsjubiläum. 50 Jahre hält er seinem Betrieb, dem Maschinenbauer Heesemann, die Treue. Ein Abschied ist nicht in Sicht. Der 64-jährige verschwendet keinen Gedanken an die Rente. Die Geschäftsleitung ließe ihn ungern gehen.

Der Südstädter kennt sie alle bis ins Detail, die 134 verschiedenen Schleifmaschinen-Modelle des Unternehmens, die in aller Herren Länder verteilt stehen und ihren Dienst versehen. Als technischer Angestellter ist er für Kunden Ansprechpartner Nummer eins für alle Ersatzteile. »Das sind insgesamt wohl mehrere tausend«, meint der Jubilar. Und er kann als Herz der Kundendienstabteilung auch antworten, wenn König Kunde Detailfragen hat. Die Ausbildung zum Maschinenbauer war für ihn der Einstieg bei Heesemann. 1997 wechselte er in die verantwortliche Position in der Abteilung Kundendienst.
Sich bewerben? »Das lief früher ganz anders als heutzutage«, erinnert sich Nolting. Wie er den Zuschlag für die Lehre bekommen hat, weiß er noch, als ob es erst gestern gewesen wäre: »Mein Onkel hatte ein Fahrradgeschäft in der Südstadt. Von ihm kam der Tipp: ÝJunge, an der Reuterstraße, da gibt es eine gute Firma. Da solltest Du dich bewerben.«
Gesagt, getan: Mit seiner heute 95-jährigen Mutter Hildegard machte er sich auf den Weg, klingelte an der Tür. Geöffnet wurde ihm vom damaligen Betriebesleiter Fritz Steben, der den 14-Jährigen Heinz-Günter Nolting musterte und sofort bemerkte: »Er ist ja nicht groß. Aber dann geben wir ihm ein Fußbank, damit er an den Schraubstock kommt.« Wenige Tage später hatte der jetzige Arbeitsjubilar seinen Ausbildungsvertrag in der Tasche.
Seitdem hat er so gut wie alle Abteilungen des heute 180 Mitarbeiter zählenden Unternehmens durchlaufen. In der Fertigung baute er sein Fachwissen als Maschinenbauer weiter aus. Schon nach wenigen Jahren übertrug man ihm Verantwortung als Gruppenleiter. 1984 folgte die Beförderung zum Vorarbeiter. Im Außendienst stellte er seine Kompetenz bei Serviceeinsätzen unter Beweis. Er brachte für holzverarbeitende Kunden Maschinen in Dänemark, Spanien, Schweden, Italien, Bulgarien und sogar Chile ans Laufen. »Immer wieder das Vetrauen der Geschäftsleitung zu spüren, neue Verantwortung übernehmen zu können. Das macht einen Großteil der Motivation aus, dem Unternehmen treu zu bleiben«, sagt der Mitsechziger. »Ich hatte wirklich keinen Grund zum Wechsel. Die Firma ist mein zweites Zuhause.«
Sein privates Zuhause liegt nicht weit vom Standort des mittelständischen Unternehmens entfernt. Mit seiner rüstigen Mutter und seiner Lebenspartnerin Ursula Gudde (58) wohnt er in einem Haus an der Schulstraße. Tochter Marion (39) und Sohn Michael (34) leben mit ihren Familien und den Enkelkindern Sabrina (18), Madeleine (10) und Juliana (8) alle in Bad Oeynhausen. Auch wenn die Firma sein Leben ist, Sorge eines Tages mit Beginn des Ruhestandes in ein Loch zu fallen, hat Nolting nicht. »Ich weiß schon, etwas mit mir anzufangen und habe etwas zu tun«, meint er. Dazu gehört schon jetzt, Haus und Garten in Schuss zu halten. In seinem Wohnzimmer steht ein 250-Liter-Aquarium mit Süßwasserfischen, das gut gepflegt sein will. Und die drei Enkelkinder sind der ganze Stolz des Opas.

Artikel vom 31.03.2007