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Mit Dirndl in Biedermeier-Kulisse

Operetten-Theater aus Ratingen erhält im Theater im Park stehende Ovationen


Bad Oeynhausen (WB). In biedermeierlicher Bühnendekoration mit Putten und künstlichen Blumen gab es Donnerstag das Operettenkonzert »Liebe du Himmel auf Erden« zu sehen. Schauplatz war die Bühne des Theaters im Park. Doch nicht die Kulisse, sondern Operettenmelodien standen für die Zuhörer im Vordergrund. Sie kamen auf ihre Kosten. Dargeboten wurden die Lieder von zehn brillanten Sängern des Orpheus-Theaters Ratingen.
Bereits zum vierten Mal gastierte es in Bad Oeynhausen, und das hat seinen Grund. Mehrfach lobte der Gründer und künstlerische Leiter Adolph Brune die wunderbare Atmosphäre des Theaters, das für ihn zu »einem der schönsten in ganz Deutschland« gehört.
Dieses Mal standen Werke auf dem Programm, die um die Operette herum entstanden sind. So begann das Konzert mit dem Ensemblestück »Man spricht nur noch von Clivia« aus Nico Dostals dreiaktiger Operette »Clivia«, die eher durch die Verfilmung 1954 bekannt geworden ist. Polly Olszak sang die turbulente Partie der divenhaften Schauspielerin.
Mit jedem Stück brachten die Sänger eine neue Stimmung auf die Bühne. Sei es in exotischen Arien wie »La primarosa« aus der spanischen Zarzuela »Barbero de Sevilla« von Nieto Gimenez, die vom makellosen Sopran Viola Offeles in der Originalsprache dargeboten wurde oder in klassischen Werken von Strauß und Stolz.
Natürlich durften auch volkstümliche Werke nicht fehlen. So sangen Polly Olszak und Buffo-Tenor Dieter Schmitz »Wenn der Toni mit der Vroni« aus Fred Raymonds »Saison in Salzburg« in Dirndl und Trachtenjacke. Höhepunkt war eine Volkstanzeinlage.
Die Stimme Lena Sokolls war schier atemberaubend. Sie fügte sich in die Musik ein, behielt auch in hohen Lagen ihre kraftvolle Ausstrahlung und führte dem Publikum in »Meine Lippen, sie küssen so heiß« aus Franz Lehárs »Giuditta« vor Augen, dass Operette alles andere als leichte musikalische Kost sein muss. Sein komödiantisches Talent bewies Wolfgang Krupp gleich mehrfach. »Ja das Schreiben und das Lesen«, »Der verfluchte Gasparone« oder »Wenn ich einmal reich wär« aus Jerry Bocks Musical »Anatevka« boten dem Bariton ideale Möglichkeiten, um mit verschiedenen Akzenten zu spielen und die Rollen schauspielerisch zu gestalten.
Aus der klassischen Operette »Die Fledermaus« von Johann Strauß sangen Stefanie Clausen und Noémi Schröder das Duett »Was sagt meine Schwester Ida«. Ruhigere Töne der Sopranistinnen, die um so eindringlicher wirkten.
Als Moderator führte Adolph Brune selbst durch das Programm und unterhielt das Publikum mit zahlreichen Geschichten und Anekdoten rund um die vorgestellten Werke. Nicht genug kann die Leistung des Pianisten Gerhart Roscher gelobt werden. Weltberühmte Häuser wie die Semperoper in Dresden, das Staatstheater am Gärtnerplatz in München oder die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf gehören zu den beeindruckenden Stationen seiner künstlerischen Karriere.
»Ja, das Studium der Weiber ist schwer«, sangen die Herren. Dies wurde durch die zahlenmäßig überlegenen Damen mit »Ja das Studium der Männer ist schwer« beantwortet. Nach den Zugaben »Berliner Luft« aus Paul Linckes »Frau Luna« und »Tausend kleine Engel singen: Hab dich lieb« aus der »Csardasfürstin« wurde das Operetten-Theater Ratingen vom Publikum mit stehenden Ovationen verabschiedet.

Artikel vom 31.03.2007