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»Das wird kein Kirmes-Kampf«

Maske-Comeback: Boxer Martin Trompeter hält viel vom Altmeister

Von Alexander Grohmann
Bad Oeynhausen (WB). Er wird ganz genau hinschauen: Martin Trompeter verbringt den Samstag Abend vor dem Fernseher. Der Oeynhausener Box-Bezirksmeister im Schwergewicht schaltet ein, wenn es nach zehn Jahren erstmals wieder heißt: »Ring frei für Henry Maske!« Der deutsche Altmeister fordert Angstgegner Virgil Hill zur verspäteten Revanche heraus. Trompeter ist sich sicher: Der Maske-Kampf wird nicht zum »Witz-Comeback«.

Denn anders als der überforderte Axel Schulz, der im Winter bei seiner Ring-Rückkehr in Halle Reißaus vor seinem Gegner nahm, verfüge Maske über große boxerische Qualitäten. »Schulz hat bei seinem letzten Kampf so geboxt, als wenn er zuvor noch nie im Ring gestanden hätte. Das hat mich enttäuscht. Da hätte sich auch meine Oma Christel in den Ring stellen können«, bezeichnet Trompeter das gefallene Schwergewicht als »Kirmesboxer«.
Henry Maske sei dagegen eine ganz andere Liga: »Das war ein Weltklasse-Boxer. Natürlich kann es auch für ihn am Samstag nach einer Runde schon vorbei sein«, betont Trompeter. Doch der 29-jährige Bad Oeynhausener rechnet eher mit einer langen Ring-Schlacht der Erzrivalen über die volle Distanz. »Ich habe Szenen aus der Vorbereitung von Henry Maske gesehen. Er schlägt immer noch sehr schnell«, will er beobachtet haben, dass der 43-Jährige kampfbereit ist.
Doch warum zieht es Henry Maske nach zehn Jahren Ring-Pause überhaupt wieder ins Seilgeviert zurück? Will der einstige deutsche Vorzeige-Boxer nur noch mal ein paar schnelle Euros verdienen und riskiert deshalb leichtfertig seine Glaubwürdigkeit? Oder hat Maske, der in den 90er Jahren die Weichen für den Box-Boom hierzulande stellte, tatsächlich noch eine offene Rechnung mit Hill zu begleichen? Trompeter glaubt an die zweite Variante: »Maske hat genug Geld verdient. Er ist nach seiner Box-Laufbahn ein erfolgreicher Geschäftsmann.« So gehören Maske u.a. fünf McDonald's-Filialen in Deutschland -Êeine lukrative Einnahmequelle.
Vielmehr sei der Stachel der Enttäuschung über das verpatzte Karriereende der Antrieb für Maske. »Es gibt nichts Schlimmeres als eine Niederlage im Boxring. Das ist demütigend«, weiß Trompeter, der Ende Mai um die Westfalenmeisterschaft kämpfen wird. Ausgerechnet den letzten Kampf seiner Karriere gegen Virgil Hill zu verlieren, sei schwer zu verkraften gewesen. »Maske hatte alles erreicht. Er wollte ungeschlagen abtreten. Die Pleite gegen Hill hat ihn nicht losgelassen.«
Jetzt kehrt Maske zurück -Êund Trompeter erwartet auf keinen Fall einen schlechten Fight. Zumindest Hill kann im Ring weiter Berge versetzen: Der dunkelhäutige Athlet ist schließlich amtierender Weltmeister. Und der clevere Maske, der sich seit Monaten gewissenhaft mit Trainer Manfred Wolke auf sein »Comeback« vorbereitet hat, wird sich bei seiner Entscheidung, den Kampf zu machen, sicher nicht auf sein Bauchgefühl verlassen haben. Maske wurde früher schon »Köpfchen« bescheinigt, und so wird der clevere »Herr der Ringe« auch diesmal nicht unüberlegt gehandelt haben.
»Es wird auf jeden Fall spannend«, freut sich Trompeter auf den Box-Abend. Dass sich zwei »Opas«, beide Boxer sind über 40 -Êgegenüber stehen, hat nichts zu bedeuten. »George Foreman ist mit 45 Weltmeister geworden.« Trompeter wird sich den Kampf ganz alleine in seiner neuen Wohnung anschauen. Der Grund: »Dann muss ich mir wenigstens keine blöden Kommentare von Leuten anhören, die Maske keinen Respekt entgegen bringen.« Wenngleich er Hill favorisiert, drückt Trompeter dem Deutschen die Daumen. In seinen Worten schwingt Bewunderung mit: »Henry hat für das Boxen gelebt, war schon mit zwölf Jahren im Sportinternat, später Olympiasieger und Weltmeister.« Eine ruhmreiche Karriere liegt hinter dem im Ring oft so behutsam zu Werke gehenden Kämpfer. »Dass man in diesen Tagen allein übers Boxen diskutiert, ist doch schon ein Verdienst von Henry Maske.«

Artikel vom 31.03.2007