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Die Musikindustrie steckt
weiter in der Absatzkrise

Umsatz sinkt um 2,4 Prozent - Kampf gegen illegale Downloads

Frankfurt (Reuters). Eine Trendwende am deutschen Musikmarkt ist weiter nicht in Sicht. Sowohl der rückläufige Erlös mit Tonträgern als auch die Musikpiraterie im Netz drückten den Branchenumsatz 2006 um 2,4 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.Künstler wie Shakira leiden unter Musikpiraten.

Die Deutschen Phonoverbände kündigten in Berlin ein hartes Vorgehen gegen illegale Downloads aus dem Internet an. »Trotz unserer Erfolge bei der Eindämmung der Internet-Piraterie blockieren die hohe Zahl illegaler Downloads und der weiter wachsende Anteil von Privatkopien nach wie vor den Turnaround«, erklärte der Geschäftsführer der Deutschen Phonoverbände Peter Zombik. Hoffnungsvoll stimme die Branche, dass auch zunehmend mehr legal heruntergeladen werde. Das reiche aber noch nicht aus, um den rückläufigen Tonträgerumsatz zu kompensieren.
2006 stiegen die Download-Umsätze im Vorjahresvergleich um 40 Prozent auf 42 Millionen Euro. Das Internet ist mit 17,9 Prozent Umsatzanteil nach den Elektrofachmärkten der zweitwichtigste Vertriebskanal. Aber das Netz bringt der Musikindustrie nicht nur Umsatz, es nimmt ihr auch Erlöse: Die Branche schätzt den Wert von Online-Piraterie und Musikkopien für 2006 auf 6,8 Milliarden Euro. Zwar sei die Zahl der illegalen Downloads 2006 auf Grund der konsequenten Pirateriebekämpfung auf 384 Millionen von 412 Millionen zurückgegangen, trotzdem kämen auf einen legalen noch immer rund 14 illegale Downloads, teilten die Verbände mit.
Unverändert wachse auch die Zahl privater Kopien. Jeder zweite Deutsche ab zehn Jahren brenne CDs oder DVDs, vor allem Musik. Auf eine verkaufte CD kämen drei kopierte. Den Kampf gegen illegale Downloads will die Branche konsequent ausfechten. »Allein seit Jahresbeginn haben wir 15 000 Strafverfahren eingeleitet und werden diese Zahl bei Bedarf weiter erhöhen«, erläuterte Vorstandsvorsitzender Michael Haentjes. »Wir wollen niemanden kriminalisieren, aber die aktuelle Rechtslage zwingt uns dazu, den Weg der Strafverfahren zu gehen.« Haentjes forderte eine breite Diskussion in der Gesellschaft über geistiges Eigentum.
Die betroffenen Labels würden Schadensersatzzahlungen für Projekte zur musikalischen Grundbildung an Schulen einsetzen. »Wir können den klassischen Musikunterricht nicht ersetzen, wollen aber wenigstens einen Beitrag zur Linderung des Problems leisten«, betonte Haentjes. Die Verbände zählen rund 350 Labels, die mehr als 90 Prozent des deutschen Musikmarktes repräsentieren.
Im vergangenen Jahr wurden 186 Millionen Tonträger wie CD-Alben, DVDs und Schallplatten verkauft. Die Kunden griffen vor allem zu CDs, von denen 149,5 Millionen Stück (plus 1 Prozent) verkauft wurden. Den größten Anstieg verzeichneten die DVDs mit 10,1 Prozent auf 14,2 Millionen Stück. Der Absatz von Singles brach um elf Prozent auf 15,9 Millionen Stück ein.
Der Verkauf im Internet legte deutlich zu. Mit 25 Millionen Einzeltiteln wurden 28 Prozent mehr bezahlt und heruntergeladen als im Vorjahr. Bei den Alben legten die Downloads um 36 Prozent auf 1,9 Millionen zu. Im Gegensatz dazu wurden nach Angaben der Musikindustrie 375 Millionen Titel und Alben von Tauschbörsen und anderen kostenfreien Plattformen aus dem Internet heruntergeladen. Was den Gesamtumsatz anbelangt, erlebte die Industrie im vergangenen Jahr den neunten Rückgang in Folge.

Artikel vom 31.03.2007