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Zusätzlicher Lärm im Baugebiet

Am Knüll in Höxter wird Nahversorgungsmarkt gebaut - Lücke geschlossen

Von Michael Robrecht
Höxter (WB). Planungsausschuss und Ortsausschuss Stadtkern haben in einer gemeinsamen Sitzung eine Veränderung des Erschließungskonzeptes für das Neubaugebiet Am Knüll in Höxter dem Rat empfohlen. Um einen geplanten Nahversorgungs-Supermarkt dichter an die zurzeit existierende Bebauung zu bekommen, soll eine weitere Straßeneinfahrt in Richtung Sudbury-Straße verlegt und der neue Markt dort errichtet werden.

Technischer Beigeordneter Dardo Franke erinnerte die Politiker daran, dass sie 1997 einen verbindlichen städtebaulichen Wettbewerbsentwurf des Büros Pesch Herdecke gebilligt hätten, der neben vielen neuen Wohnhöfen und Straßen auf dem gesamten Areal bis zur Kreisferienstraße auch eine Laden- und Dienstleistungszone westlich der Paul-Keller-Straße fest vorsah. Das solle jetzt umgesetzt werden, weil es eine konkrete Bauvoranfrage eines Investors gebe, der einen bis zu 800 Quadratmeter großen Markt dort bauen wolle und auch dürfe, so Franke, der planungsrechtlich nur eine Zustimmung empfehlen konnte.
Der zukünftige Marktbetreiber erkennt in dem Neubaugelände und den Wohngebietserweiterungen der nächsten 20 Jahre ein Potenzial für sein Geschäft: »Wir müssen sehen, dass dort am Knüll ein Teil der Bevölkerung nicht ständig ein Auto zum Einkaufen zur Verfügung hat«, sagte Peter Greschner (SPD). Auch gebe es viele ältere Bürger oder junge Mütter mit Kindern, die einkaufen wollten und nicht immer erst bis zur Pfennigbreite oder zum Extra-Markt laufen möchten, meinte Dardo Franke. Zudem komme noch einiges an neuen Häusern Am Knüll dazu. Es fehle also eine Nahversorgung im gesamten westlichen Bereich des Wohngebietes. Der Markt schließe eine Versorgungslücke, sagte Franke.
Vehement gegen einen Nahversorgungsmarkt sprachen Bernd Engel und Hermann Waldhoff (beide CDU). Zum einen sei die ursprünglich geplante Lage näher an der Lütmarser Straße weitaus günstiger, zum anderen werde das Geschäft dort oben nicht existenzfähig sein. Waldhoff entrüstete sich, dass es nahe an der Wohnbebauung bis 20 Uhr viel zusätzlichen an- und abfahrenden Verkehr auf Parkplatz und Straßen gebe. Das Ganze sei doch auch ein Stück »gnadenloser Wettbewerb«, wo ein Marktbetreiber anderen Anteile entreißen wolle - »nach dem Motto, der Extra-Markt läuft gut, dem nehmen wir jetzt mal etwas weg. Und wir machen das mit«.
Lutz Linde (SPD) bezeichnete den geplanten Nahversorgungsmarkt als »Riesen-Schuhkarton mit Flachdach mitten in einem Wohngebiet«. Und: Wie sieht das optisch überhaupt aus?
Beigeordneter Franke wies darauf hin, dass der Investor auch deshalb 170 Meter höher in Richtung der neuen Häuser wolle, weil er zurzeit auf dem ursprünglich vorgesehenen Gelände näher an der L 755 kein Grundstück erwerben könne. Eine Anbindung des Marktes kann nach dem 1997er Wettbewerbsmodell nur indirekt über eine Erschließungsstraße erfolgen, die in die Paul-Keller-Straße mündet; eine direkte Zufahrt ist nicht möglich, weil sie den Förderzielen des dortigen Strukturkonzeptes widersprechen würde. Die Stadt müsste wegen einer 25-jährigen Zweckbindung einen Zuschuss von 800 000 Euro zurückzahlen, würde sie die Zahl der direkten Straßenanbindungen an die Paul-Keller-Straße willkürlich erhöhen.
Die Parkplätze des Marktes sollen in Richtung der Freifläche angelegt werden, das Gebäude selbst neben den bestehenden Wohnhäusern. So kann Lärm vermindert werden.
Wie umstritten das Bauvorhaben ist, zeigen die Abstimmungen: Im Ortsausschuss gab es fünf mal Ja, drei mal Nein und vier Enthaltungen. Im Planungsausschuss hieß es: sieben Ja-Stimmen und vier Enthaltungen.

Artikel vom 30.03.2007