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Von Stefanie Westing

Bielefelder
Südlicht

Nur ein schwacher Trost


Eine Autobahn ist eine nützliche Einrichtung. Jeder, der einen Führerschein hat, wird dies bestätigten können. Schnell von A nach B zu gelangen, ist in immer hektischer werdenden Zeiten enorm wichtig. Nicht so schön ist allerdings, wenn die Autobahn direkt vor der eigenen Haustür verläuft.
Gut, die Planungen für den Lückenschluss der Autobahn 33 laufen seit Ewigkeiten. In Wirklichkeit nicht erst seit 1973, als die Linienbestimmung für den Abschnitt im Bielefelder Süden erfolgte, sondern schon viel länger. Bereits auf alten Autobahnkarten aus dem Jahr 1935 ist die vorgesehene Verbindung eingezeichnet. Jetzt hat das Oberverwaltungsgericht Münster den Weg für die 7,8 Kilometer zwischen Autobahn 2 und Bundesstraße 61 frei gemacht. Im Juni kommt Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zum ersten Spatenstich. Zeit wurde es, sagt so mancher.
Dass den betroffenen Anwohnern bei dem Gedanken nicht nach Feiern zumute ist, dürfte klar sein. 29 Häuser und Höfe sind oder werden abgerissen, und 86 Hektar Land müssen erworben werden. Hinter diesen Zahlen stecken persönliche Schicksale. Der Bauernhof, dessen Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen, wird dem Erdboden gleich gemacht. Die Mutter, die ihre dreijährige Tochter bislang beim Spiel im heimischen Garten in Sicherheit wähnte, muss sich künftig Sorgen machen, weil auf diesem Gebiet die Verlängerung des Ostwestfalendamms gebaut wird. Vielleicht hat mancher Autofahrer ein mulmiges Gefühl, wenn er irgendwann mit Tempo 160 über das Autobahnstück donnert - für die Betroffenen ein schwacher Trost.

Artikel vom 31.03.2007