29.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ich fand uns da sehr weitsichtig«

Friedrich Dransfeld blickt auf fast 14 Jahre Arbeit als Vorsitzender der SPD-Fraktion zurück

Schloß Holte-Stukenbrock (kl). »Fraktionsarbeit muss mehr sein, als auf das zu reagieren, was die Stadtverwaltung vorgibt.« Dieser Satz hat sicher Allgemeingültigkeit, für eine Partei, die nicht die politische Mehrheit hat, ist er jedoch noch einmal von besonderer Bedeutung. Was kann man letztlich ausrichten gegen eine starke Mehrheit?

Wohl doch mehr, als man so gemeinhin annimmt, das stellt Friedrich Dransfeld fest, langjähriger Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion Schloß Holte-Stukenbrock, der zum 1. April aus seinem Amt ausscheidet und auf den Stellvertreterposten wechselt, während sein bisheriger Vertreter, Jochen Gürtler, künftig die Fraktion führen wird (Bericht in der Ausgabe vom 23. März).
Dransfelds Freude über den geplanten und harmonischen Übergang wird verständlich vor dem Hintergrund, dass seine Wahl zum Fraktionsvorsitzenden im Dezember 1993 in eine turbulente Phase fiel und alles andere als geplant war. »Wir waren uns intern nicht einig, welcher Kandidat als Nachfolger für Gemeindedirektor Burkhard Lehmann geeignet sein sollte«, erinnert Dransfeld sich. Eine Fraktionsmehrheit favorisierte - gemeinsam mit der CDU - Frank Bender, der Vorsitzende, damals Peter Stolper, und seine Stellvertreterin, Astrid van Hülsen, waren für den Gegenkandidaten, der Rummler hieß.
Als sie sich nicht durchsetzen konnten, schieden beide aus der SPD aus, Stolper wechselte zur CSB, und Ortsvereinsvorsitzender Werner Busch trug Dransfeld den Vorsitz an. Mit seinem damaligen Stellvertreter, Gottfried Kleines, wurde er von den seinerzeit neun Fraktionsmitgliedern einstimmig gewählt.
»Wir haben doch eine Menge angestoßen und konnten mehr durchsetzen, als man denkt«, dieses Fazit zieht Dransfeld rückblickend auf seine fast 14-jährige Tätigkeit. Beleg ist für ihn ein programmatisches Papier mit der Überschrift »Arbeitsschwerpunkte 1994«, das er mit Kleines zusammen seinerzeit in den Weihnachtsferien erarbeitet hat. Die dort aufgelisteten Ziele hatten durchaus langfristigeren Charakter, aber mittlerweile gebe es da »eine ganze Reihe von Punkten, hinter die wir ein Häkchen machen können.«
Ein echtes SPD-Kind sei zum Beispiel die Rückverwandlung der Ursulaschule von einem Übergangsheim zu dem, was sie heute ist. Der Traum »Bürgerhaus« habe sich zwar nicht erfüllt, aber die Nutzung durch VHS, Hauptschule und Vereine komme dem sehr nahe. »Dieses Ortsbild prägende Gebäude verfiel, heute ist es ein Schmuckstück.« Es habe jedoch großen Widerstand gegeben, der erst nachgab, als man den Bürgermeister ins Boot bekam und klar war, dass keine Zuschüsse ans Land zurück gezahlt werden mussten.
Dransfeld räumt ein: Ohne eine konstruktive Verwaltung und eine CDU, die vieles mitgetragen habe, »wären wir so weit nicht gekommen«. Spannungen habe es immer gegeben, wo die SPD »strukturiert und planerisch« vorgehen wollte, was von CDU-Seite bereits als Beschneidung der Investoren-Freiheit aufgefasst worden sei. Aber Meinungsgrenzen verschwammen bei der Planung des neuen Holter Zentrums. »Das war faszinierend. Wir haben etwas Vorzeigbares erstritten.«
Turbulent sei es auch in Sachen Schulpolitik zugegangen. SPD-Ziel sei immer das Abitur am Ort gewesen. Den Weg dorthin wollte man über eine Gesamtschule nehmen, doch die Elternentscheide scheiterten. »Als das klar war, hätten wir sofort in Richtung Gymnasium schwenken und das auch beantragen sollen«, merkt Dransfeld selbstkritisch an. Intern sei man sich einig gewesen, nach außen habe man sich nicht getraut.
Der Kampf um die Eigenständigkeit der Elbrachtschule und der Ausbau der Grauthoffschule: »Ich fand uns da sehr weitsichtig.« Schließlich: Der Bau einer Grundschule auf dem Pollhansplatz. »Da hatten wir in ein Wespennest gestochen.«
Weitere Themen mit starker SPD-Handschrift: ÖPNV (»Eine echte Erfolgsgeschichte«), Schulsozialarbeit, Ausbau der Gedenkstätte für das Stalag 326 und ihre Bewusstmachung.
»Ja, es hat sich gelohnt«, resümiert Dransfeld, der bei seinem Schritt ins zweite Glied noch nicht an politische Enthaltsamkeit denkt. Vielmehr werde er den neuen Vorsitzenden, Jochen Gürtler, noch nach Kräften unterstützen.

Artikel vom 29.03.2007