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Brede zieht die »Notbremse«

Gymnasium duldet nach den Osterferien keine Pizzaanlieferungen mehr

Von Frank Spiegel
Brakel (WB). Pizza Margeritha, Salami, Funghi oder ähnlich belegte Teigwaren wird es nach den Osterferien am Gymnasium Brede nicht mehr geben. Die Schule wird dann die Belieferung durch das Pizzataxi nicht mehr dulden.

Hackfleischbolognese, bunte Reispfanne, Putenfrikadelle und andere gesunde Gerichte aus der Cafeteria der Schule sollen dann an die Stelle der Fast-Food-Gerichte treten. Pizzafahrer Hedi Heni erfuhr gestern von Schulleiter Dr. Friedhelm Molitor von dem Beschluss der Lehrerkonferenz und schaute alles andere als glücklich. 40 bis 50 Pizzen habe er zeitweise pro Tag an die Schule geliefert. »Aber wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr«, meint er achselzuckend.
»Mit großer Sorge haben viele Kolleginnen und Kollegen die Entwicklung der Pizzalieferung nach der sechsten Stunde beobachtet. Manchmal hat fast eine ganze Klasse ein Pizzataxi geordert und dann gemeinsam im Klassenraum Pizza verzehrt«, erklärt Dr. Friedhelm Molitor. Sicher sei es verständlich, dass die Schüler Hunger hätten und es schön sei, im Klassenverband zu essen. Kein Verständnis hat er allerdings dafür, dass dafür das Pausenbrot oft im Schmutzeimer lande. Der Schulleiter: »Die Schule, die per Gesetz zur Gesundheitsförderung und -erziehung verpflichtet ist, kann den häufigen Verzehr der Pizzen nicht befürworten.«
Diese seien zwar in Kartons verpackt, verursachten aber dennoch Fettverschmutzungen auf Tischen, Stühlen, Boden sowie auch in Büchern. Da die Pizza mit den Fingern aus der Verpackung gegessen werde, könne zudem von einer gepflegten Esskultur nicht die Rede sein. Auch den so entstehenden Müllberg will die Schule nicht mehr dulden. »Zwar nimmt das Pizzataxi Beutel mit leeren Kartons wieder mit, aber oft sehr verspätet, so dass sie in Klassenräumen, auf dem Schulhof oder den angrenzenden Straßen liegen gelassen werden und oft bei den Nachbarn Ärger verursacht haben«, berichtet Dr. Friedhelm Molitor.
Er verweist statt dessen auf das Angebot der Cafeteria. Für drei Euro könne man hier ein vollwertiges Mittagessen inklusive Nachtisch einnehmen -Êan einem Tisch, mit Porzellantellern und Besteck.
Schwierigkeiten, das Verbot durchzusetzen sieht der Schulleiter nicht. »Nach dem Schulgesetz und nach der Hausordnung darf kein Schüler und keine Schülerin in der Mittagspause das Schulgelände verlassen«, führt Dr. Friedhelm Molitor aus. Ebenso sei es dem Pizzataxi nicht mehr gestattet, auf das Schulgelände zu fahren.
Die bisherigen »Pizzakunden« sind wenig begeistert von dieser Regelung. Thorben Stümpel aus Wehrden, David Zimmermann aus Lütmarsen und Frederick Kautzsch aus Höxter zum Beispiel würden gern weiter Pizza bestellen. »Das Essen in der Cafeteria schmeckt nicht«, meint David Zimmermann.
Das sieht Dana-Christine Gehrke aus Wehrden anders. Sie isst schon seit Jahren regelmäßig in der Cafeteria und schätzt das Angebot -Êgestern gab es übrigens eine Westernpfanne mit Nudeln, Schweinefleisch, Mais, Paprika, Zwiebeln und Tomatensoße sowie Birne Helene als Nachtisch. »Das Essen ist abwechslungsreich in der Cafeteria und lecker«, meint sie und erntet damit die Zustimmung ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler am Tisch sowie auch der Lehrer, die ihr Essen in der Schule einnehmen. Bernd Övermöhle ist einer von ihnen und begeistert: »Ich esse jeden Mittag hier, es schmeckt immer.«
Schulsprecherin Judith Gröne sieht die Sache differenziert. So sei der Kartonabfall nicht mit dem Status der Brede als müllfreie Schule zu vereinbaren. Unbestritten sei auch, dass Pizza nicht die gesündeste Ernährung sei und Mobiliar und Bücher verschmutze. »Problematisch wird es für Schüler der Unter- und Mittelstufe. Wenn diese nicht genügend Pausenbrote und Obst dabei haben oder sie vergessen, haben sie keine Möglichkeit, sich zu versorgen«, erklärt die Schulsprecherin. Schüler der Oberstufe könnten in solchen Fällen in die Stadt gehen.

Artikel vom 28.03.2007