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»In Corvey ist etwas Kostbares gewachsen«

Musikwochen: Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigt in Grußwort kulturellen Wert

Von Wolfgang Braun
Höxter (WB). Mit »sehr großer Freude« habe der Präsident des Deutschen Bundestages, Dr. Norbert Lammert, die Schirmherrschaft für die Corveyer Musikwochen 2007 übernommen. Das unterstrich der Kulturkreis-Geschäftsführer, Stephan N. Barthelmess, gestern in einem Pressegespräch.

Schon vor seinen Eröffnungsworten beim Auftaktkonzert am Sonntag, 13. Mai, um 17 Uhr mit Bachs h-Moll-Messe in der Abteikirche hat sich Lammert zum Rang der Corveyer Musikwochen und zu deren Thema, der Verständigung zwischen Kulturen, geäußert. »Kunstkenner schätzen die Verbindung von Musik und Architektur, die einzigartige Atmosphäre im ehemaligen Benediktinerkloster und Schloss Corvey«, schreibt der Bundestagspräsident.
Corvey sei ein »schönes Beispiel dafür, dass auch abseits der großen Metropolen« herausragende Kultur möglich sei. Über das Architektur-Denkmal und seine kulturelle Ausstrahlung hinaus sei in mehr als 50 Jahren in Corvey »Kostbares« gewachsen - dank »kluger Programmgestaltung und großartiger künstlerischer Leistungen«, lobt der Bundestagspräsident.
Musik sei die Weltsprache schlechthin, Musik kenne keine Grenzen, keine Sprachbarrieren, sie fördere die Kommunikation unter den Menschen, stellte Lammert in Hinblick auf das Mittelpunktthema der 53. Musikwochen »Dialogus Mundi: Sprechen, Hören und Stauen« fest. Zu diesem Thema werden unter der Patenschaft des ehemaligen UN-Umweltdirektors Prof. Dr. Klaus Töpfer, namhafte Vertreter von Kirchen in einen Dialog der Religionen treten. Den Auftakt der Reihe, bei der die Barockakademie geistliche und weltliche Kantaten von Bach spielen und singen wird, bildet ein Vortrag des Hamburger Erzbischofs Dr. Werner Thissen. »Wir haben ihn eingeladen, weil Ansgar, der erste Hamburger Bischof, ein Corveyer Mönch war«, berichtete Barthelmess. Thissen habe sofort zugestimmt.
Lammert ist sich sicher, dass Corvey mit diesen 53. Musikwochen an die »Geschichte und Bedeutung des ehemaligen Benediktinerklosters als Impulsgeber« seiner Zeit anknüpfe. Er bezieht sich in seinem Grußwort auf die christlich-abendländische Tradition, die auch ihren Ort im Kloster Corvey hatte, um seinem Begriff einer »Leitkultur« Konturen zu verleihen. Eine Leitkultur sei dringend erforderlich. Denn ohne solche »allgemein akzeptierte Orientierungen und Überzeugungen« ließen sich »Lösungen für unsere komplexen Probleme nicht konsensfähig machen.« Als »faszinierenden Brückenbauer« würdigt Lammert Friedrich II., den letzten Stauferkaiser, dem unter dem Musikwochen-Motto »Stupor Mundi - Das (Er)Stauen der Welt« das Abschlusskonzert am Samstag, 23. Juni, um 19 Uhr im Kreuzgang gewidmet ist: »Er brachte Europa und das muslimische Morgenland durch Kunst und Kultur zu neuer Verständigung.« Diese Musik und Dichtung umfassende Hommage an ein großes Vorbild mache deutlich, dass Globalisierung auch Chance zu »geistigen und kulturellen Netzwerken« sei, betonte Barthelmess abschließend.
(Überregionale Kulturseite)

Artikel vom 27.03.2007