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Aus Briefen an die Redaktion

»Parade wäre
falsches Signal«
Zu den Plänen, den britischen Streitkräften die Auszeichnung Freedom of the City zukommen zu lassen (WB vom 23. März), erreicht uns der folgende Leserbrief:

Die Freundschaft zwischen den Güterslohern und den Briten sollte in vielfältiger Weise vertieft und weiterentwickelt werden. Die »Einladung« zu einer Militärparade wäre ein falsches Signal. Zuletzt waren es die Nationalsozialisten, die, bejubelt von Tausenden Gütersloher Bürgern, mit militärischem Pomp durch die Stadt zogen und die uns dann in die Katastrophe geführt haben. Zur Preußenzeit haben die Gütersloher Bürger keine Gelegenheit ausgelassen, mit Trara und klingendem Spiel dem preußischen Militarismus zu huldigen, der dann zielsicher das Elend des Ersten Weltkrieges zur Folge hatte.
Die Einstimmigkeit in der CDU-Fraktion bei diesem geschichtsvergessenen Votum verwundert schon. In einer eher naiven Erklärung wird angehängt, dass diese Geste »keinerlei militärische Aspekte« habe. Wer denkt eigentlich noch in dieser Fraktion? Die Grünen, wie seit einiger Zeit gewohnt, klappern nach und stehen dem nicht im Wege.
Die Stadt Gütersloh hat keinerlei Mitbestimmungsmöglichkeiten bei dem, was auf den Standortflächen der Briten geschieht, dort tun die Engländer, was sie wollen. Bei der Entscheidung für den Ehrentitel »Freedom of the City« hat der Rat die Möglichkeit, in aller Freundschaft den Briten zu vermitteln, dass wir eine andere Tradition haben als sie. Eine Parade zur Volksbelustigung, bei der Militärstandarten, Bajonette und auch die Orden und Ehrenzeichen aus dem aktuellen Irakkrieg präsentiert werden, gehört nicht in unsere Stadt. Bei der eindrucksvollen Demonstration gegen die Rechtsradikalen im vergangenen Jahr entstand der Eindruck, dass auch konservative Kreise aus der Geschichte gelernt hätten. Daran muss man nun doch zweifeln.

MANFRED BRINKER
33330 Gütersloh

Artikel vom 27.03.2007