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Fasziniert von
der Bewegung

Stadtgalerie zeigt Eigenbestand

Paderborn (WV). Nach zahlreichen Wechselausstellungen und der erfolgreichen Ausstellung »Canossa 1077« zeigt die Städtische Galerie Am Abdinghof erstmals seit fast drei Jahren wieder Werke aus der eigenen Sammlung.

Bis 30. zum April werden ausgewählte Werke von Ella Bergmann-Michel, bis 31. August dann Arbeiten des Künstlers Robert Michel gezeigt. Beide Künstler zählen zu den herausragenden Vertretern der bildnerischen Moderne und gelten in der Fachwelt als »Pioniere der Bildcollage«. Ihre Arbeiten basieren auf den künstlerischen Prinzipien von Dadaismus und Konstruktivismus und sind beeinflusst von der Bauhaus-Kunst, von Futurismus und Surrealismus.
Robert Michel wurde 1897 als Sohn eines Lackfarbenfabrikan-ten in Vockenhausen bei Eppstein im Taunus geboren. Schon früh begeisterte er sich für Erfindungen der neuen Technik, vor allem für Motoren und Maschinen. Mit der revolutionären Umbruchphase des Dadaismus und dem Ende des Ersten Weltkrieges setzte ein umfassendes Lebenswerk ein.
Seine größten Erfolge konnte Michel in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg und in den zwanziger Jahren verzeichnen. Die geistige Auseinandersetzung mit der technischen Welt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts legte sich bei ihm in einer neuen Sicht auf das Problem »Maschine - Mensch« nieder. Michels Medium war die Collage, in der die Faszination für die moderne Welt von damals mit Maschinen und Moto-ren, Zahnrädern und konstrukti-ven Zeichnungen deutlich wird.
Robert Michel war in verschie-denen Medien zuhause. Die von ihm selbst entwickelte »Totalcollage« mit Elementen aus der Graphik und Collage-Technik stellte einen Bruch mit dem traditionell gemalten Bild dar.
Die Faszination für Technik und Bewegung, das gestalterische Interesse an der Typographie und sein dynamischer Ausdruck von Sprache in seinen Werken rücken Michel in die Nähe des Futurismus und Dadaismus. Er arbeitete an Konstruktionen, die Bewegung assoziieren und war damit den Futuristen um einen Schritt voraus. Vom Phänomen der Dynamik besessen, versuchte er die in »echten« Maschinen und Motoren steckende Bewegung und Energie in abstrakte Rhythmen zu übersetzen.
Ähnlich arbeitete die 1895 in Paderborn geborene Künstlerin Ella Bergmann-Michel. Die Tochter des Drogisten Wilhelm Bergmann entschied sich 1915 für ein Kunststudium in Weimar. In der Zeichenklasse der Hochschule für bildende Kunst lernte sie ihren späteren Ehemann Robert Michel kennen. Nach einer Rebellion gegen verstaubte Lehrmethoden arbeiten beide Künstler ab dem Winter 1918/19 freischaffend in eigenen Ateliers.
In ihren Gemälden und Collagen erkundete Ella Bergmann-Michel Themen wie Bewegung, Wachstum und Metamorphose: Prozesse, die sich innerhalb des Lebens abspielen. Hierzu entwickelte sie eine abstrakte, von naturwissenschaftlichen Darstellungsmethoden inspirierte Bildsprache, die sie in ihre Kunst integrierte. Ab Mitte der zwanziger Jahre widmete sie sich in einer Folge von Bildern intensiv dem Thema Licht.
Die Städtische Galerie am Abdinghof ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 28.03.2007