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Lidl will Standort Rahden schließen

Entscheidung noch nicht endgültig - Fortriede verklagt Stadt - Ausschuss vermutet Strategie

Von Dieter Wehbrink
Rahden (WB). Lidl will Anfang 2008 seinen jetzigen Standort in Rahden aufgeben. Zeitgleich wird der Discounter in Espelkamp einen neuen Markt eröffnen. Ob es in Rahden zu einem Neubau kommt, ist zurzeit fraglich.

Entsprechende Informationen gab Bauamtsleiter Dieter Drunagel gestern während der Sitzung des Rahdener Bauausschusses bekannt. Grund für den drohenden Fortgang von Lidl ist die Standortfrage: Der Discounter möchte an die Eisenbahn-Straße ziehen, weil er dort die besten Entwicklungsmöglichkeiten sieht. Hier würde er sofort bauen. Doch dies lehnte der Stadtrat in seiner Sitzung am 7. Februar mehrheitlich ab (wir berichteten am 8. Februar). Die Stadtväter befürchten ebenso wie die Einzelhändler, dass an der Eisenbahnstraße ein neues Nebenzentrum entstehen könnte. Hier sehen sie eine Gefahr für die Geschäfte in der Innenstadt, die sie stärken wollen.
Der Rat stellte daher mehrheitlich die Weichen für einen möglichen Lidl-Neubau im Bereich Gartenstraße/Weher Straße. Wie Dieter Drunagel gestern berichtete, hat die Lidl-Geschäftsführung in Westercappeln immerhin signalisiert, nicht alle Gespräche einzustellen. »Sie würde gern weiterhin einen Markt in Rahden betreiben«, berichtete der Bauamtsleiter. »Uns ist zugesagt worden, den Standort Gartenstraße und dessen Wirtschaftlichkeit noch einmal zu überprüfen.
»Wir hoffen sehr, das das Ergebnis positiv ausfällt«, sagte Drunagel. Offensichtlich gibt es in der Lidl-Führung unterschiedliche Auffassungen zum Thema »Rahden«. So unterstrich Prokurist Bruno Konway gegenüber der RAHDENER ZEITUNG unmissverständlich seine Forderung nach dem »ausschließlichen Standort Eisenbahnstraße«. »Andernfalls werden wir Rahden ersatzlos verlassen.« In Espelkamp wolle Lidl dann die Rahdener Mitarbeiter weiter beschäftigen und müsse mit ihnen bald Gespräche führen, sagte Konway.
Doch auch der Prokurist ließ durchklingen, dass die Tür zwischen der Stadt und dem Lidl noch nicht endgültig zugeschlagen ist. »Wenn sich Rahden bewegen will, dann muss es schnell gehen. Ansonsten gehen die Lichter aus.«
Bruno Konway hatte immer wieder betont, dass sein Unternehmen die Pläne ausschließlich an der Eisenbahnstraße verwirklichen könne. Lidl plane über einen längeren Zeitraum. Eine in mehreren Jahren erforderliche Erweiterung von 300 auf 1300 Quadratmeter Fläche sei an der Gartenstraße nicht machbar. Außerdem könnten die Parkplätze dort nicht so gestaltet werden, wie dies der Kunde heute wünsche und erwarte. Konway und Lidls Architekt Werner Fortriede hatten in der Ratssitzung im Februar erklärt, das die Vorstellungen des Discounters von einem modernen und wirtschaftlichen Markt an der Gartenstraße nicht umgesetzt werden könnten.
Wie Dieter Drunagel gestern in der Ausschussitzung bekannt gab, hat Fortriede die Stadt Rahden jetzt beim Oberverwaltungsgericht in Münster verklagt. Der Architekt, der Lidl an der Eisenbahnstraße ansiedeln möchte, lässt vom Gericht die Gültigkeit des Bebauungsplanes »Eisenbahnstraße« in einer so genannten »Normenkontrollklage« prüfen. Der Ausschuss zeigte Unverständnis für den Schritt des Investors. Damit könne sich Fortriede selbst schaden, hieß es. »Sollte das Gericht den Bebauungsplan tatsächlich für ungültig erklären, bekommen die Flächen den Status eines Ackers«, gab Bürgermeister Bernd Hachmann zu bedenken.
Fortriede überraschte die Stadt auch mit einem Bauantrag an den Kreis Minden-Lübbecke. Er möchte das Spengemann'sche Haus an der Weher Straße erweitern, um dort einen Fachmarkt anzusiedeln. Die Stadt müsste dafür allerdings den Bebauungsplan ändern. Einige Ausschussmitglieder sagten gestern, sie sähen in dem Bauantrag eine Strategie: »Wenn dort ein Fachmarkt entsteht, reichen die Parkplätze für den Discounter Lidl nicht mehr aus.«

Artikel vom 27.03.2007