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Lessing und Schlink sorgen für entspannte Gesichter

Zentralabitur: Deutsch-Aufgaben einfacher als erwartet

Von Hubertus Hartmann
(Text und Fotos)
Paderborn (WV). »Puh!« Das erleichterte Aufatmen ist förmlich zu greifen, als die Lehrer Jürgen Seidensticker und Franz-Josef Rupprath im Deutsch-Kurs um punkt 9 Uhr die Aufgaben verteilen. »Doch nicht so schwer wie befürchtet.«

Ähnlich wie den Theodorianern in Paderborn erging es gestern Morgen wohl den meisten Schülerinnen und Schülern der nordrhein-westfälischen Abiturjahrgänge. Die Deutsch-Klausuren bildeten den Auftakt der erstmals landesweit einheitlichen Abiturprüfungen. Für insgesamt 913 Jugendliche der Jahrgangsstufen 13 an den Gymnasien und Gesamtschulen im Kreis Paderborn wird es jetzt ernst. Mit Englisch geht es heute weiter, bis zum 26. April müssen die schriftlichen Prüfungen durch sein. Die Ergebnisse gibt's Ende Mai, der 13. Juni ist der späteste Termin für die mündlichen Prüfungen.
Weder Schüler noch Lehrer wussten und wissen, was auf sie zukommt. Die vom Schulministerium festgelegte Aufgabenstellung ist für alle Fächer streng geheim. »Beim Download am Freitag um 13 Uhr haben sich unsere Gesichter entspannt, die Gesichtszüge der Schüler heute beim Verteilen auch«, verrät Annegret Greipel-Bickel, Leiterin der Gesamtschule Elsen. Die vorher zur Pflichtlektüre erhobenen Werke von Bernhard Schlink, Theodor Fontane und Gotthold Ephraim Lessing fanden sich auch in den vier zur Auswahl stehenden Prüfungsaufgaben. Jetzt müsse man sehen, ob es eventuell bei der Korrektur zu Irritationen komme. Bei einer Differenz von vier Notenpunkten und mehr zwischen Erst- und Zweitkorrektor muss ein dritter Lehrer die Arbeit beurteilen.
Und noch etwas ist neu: Falsche Antworten werden - wie bereits im anglo-amerikanischen Prüfungssystem üblich - nicht mehr negativ bewertet. Wer also, einfach ausgedrückt, bei der Frage nach der französischen Hauptstadt zehn Städtenamen nennt und Paris dabei hat, bekommt die volle Punktzahl. Da kann sogar Raten zum richtigen Ergebnis führen.
Grundsätzliche Zustimmung findet das Zentralabi bei Dorothea Frintrop-Bechthold, der Chefin des Gymnasiums Theodorianum. »Im Sinne der Qualitätssicherung und der Vergleichbarkeit von Leistungen sind die einheitlichen Aufgaben zu begrüßen.«
Auch ihr Kollege Bernhard Gödde vom Gymnasium Schloß Neuhaus hält es für »richtig, dass vergleichbare Maßstäbe geschaffen werden«. Er hätte sich für die Schulen allerdings etwas mehr individuelle Freiheit gewünscht. Die Hälfte der Prüfungsaufgaben zu zentralisieren, würde seiner Ansicht nach reichen.

Artikel vom 27.03.2007