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Musikalischer Gruß zum Geburtstag des Dichters

Kantorei Versmold feiert Paul Gerhardts »400.«

Versmold-Hesselteich (flp). Bach, Händel und Liebhold erklangen am Sonntag in der Paul-Gerhardt-Kapelle in Hesselteich als Geburtstagsständchen für Paul Gerhardt. Den 400. Geburtstag des Dichters hatte die Versmolder Kantorei zum Anlass genommen, gemeinsam mit der Gemeinde und Pastorin Renata Pense Gerhardts Leben und Werke in den Mittelpunkt zu rücken.

Kaum eine Persönlichkeit prägte das Bild der deutschen Liturgie so nachweislich wie Paul Gerhardt. Neben berühmten Werken wie Luthers Bibelübersetzung, Goethes »Faust« und Grimms Märchen zählten seine Lieder zu den bekanntesten deutschen Schriftstücken, sagte Renata Pense. Leider seien nur Lieder von ihm erhalten geblieben, nicht aber etwa Predigten oder Briefe. Gerhardt sei ein Dichter gewesen, führte sie weiter aus, komponiert hätten die Choräle immer andere.
Der zu Zeiten des 30-jährigen Krieges lebende Paul Gerhardt verwaiste schon früh und wurde auf eine strenge Eliteschule nach Grimma geschickt. Viele der Schüler konnten dem Druck nicht standhalten, so auch Gerhardts älterer Bruder. Gerhardt selbst aber beendet die Klosterschule 1627 und beginnt im folgenden Jahr ein Theologiestudium. Noch toben der 30-jährige Krieg und die Pest über Deutschland und so ist es auch für Gerhardt schwer eine sichere Arbeit zu finden. Er siedelt um nach Berlin und knüpft dort Kontakte zu den Kantoren Johann Crüger und Johann Georg Ebeling. Diese vertonen viele seiner Gedichte. Erst 1651 bekleidet er sein erstes Amt als Probst (heute: Superintendent) in Mittenwalde bei Berlin.
Turbulenzen an seinem Arbeitsplatz und Schicksalsschläge in seiner Familie veranlassen ihn dazu, seine berühmtesten Werke zu verfassen. 1676 stirbt Gerhardt und hinterlässt über 120 geistliche Lieder, wie »Geh aus mein Herz und suche Freud« und »Wie soll ich dich empfangen?«.
Die Kantorei wechselte sich gesanglich mit der Gemeinde, die die Kapelle in Hesselteich füllte, ab. Trotz eines leicht erkrankten Kantors Hadlef Gronewold überzeugten die 26 Sängerinnen und Sänger mit gewohntem Niveau. Choräle von Bach, Liebhold und Händel fügten sich in das Gesamtbild homogen ein und unterstrichen so die verschiedenen Lebensstationen von Gerhardt.

Artikel vom 27.03.2007