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Schüler befragen Politiker auf Herz und Nieren

Debatte im Adolph-Kolping-Berufskolleg -ÊÊauch unangenehme Forderungen gestellt

Brakel (WB). »Politik zum Anfassen« sollte das Motto der politischen Debatte in der Aula des Adolph-Kolping-Berufskollegs Brakel sein. Dass dieser Wunsch in Erfüllung ging, dafür sorgten etwa 250 Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs, indem sie die Politiker auch mit unangenehmen Forderungen und Hinweisen bedrängten.

Organisiert und vorbereitet hatten die Veranstaltung die Schüler der Fachoberschule Technik zusammen mit ihrem Politiklehrer Johannes Fähnrich. Gekommen waren Politiker aus dem Kreis, um sich den kritischen Fragen der Schüler verschiedenen Alters, verschiedener Schulbildung und Berufsformen zu stellen.
Schon im vergangenen Jahr ist die Diskussion mit den Politikern von den Schülern als sehr erfolgreich bezeichnet worden, so dass sich nun eine kleine Tradition abzuzeichnen beginnt. »Wir wollen den direkten Kontakt mit Ihnen und wünschen uns ehrliche Antworten«, so formulierten es die beiden Moderatoren der Veranstaltung, Jens Hillebrand und Matthias Hake, beide Schüler der Fachoberschule. Dieser Aufforderung stellten sich Jürgen Hermann, MdB und CDU-Kreisvorsitzender, Jürgen Unruhe, SPD-Fraktionsvorsitzender im Steinheimer Rat und Landtagsabgeordneter, Hans-Jürgen Zurbrüggen, FDP-Kreisvorsitzender und Kreistagsabgeordneter sowie Herbert Falke, Fraktionssprecher im Driburger Rat und Kreissprecher von Bündnis 90/Die Grünen.
»Wie haben Sie bei der letzten Bafög-Novellierung gestimmt?«, wurde der CDU-Bundestagsabgeordnete gefragt. Der gab unumwunden zu, dass er dafür gestimmt habe, dass Schüler und Studenten entgegen der vorgesehenen Bafög-Erhöhung eine Nullrunde einlegen müssen. »Ich vertrauen meinen Fachkollegen«, begründete er. Die Schüler kritisierten, dass Politiker in Sachen Bildung große Reden hielten, aber in der Praxis oft genau das Gegenteil täten. »Für uns wird das Studieren immer schwerer. Meine Eltern und ich wissen nicht, wie wir mein Studium finanzieren sollen!«, mussten sich die Politiker anhören.
»Die Anstrengungen und finanziellen Ausstattungen von Schulen und Studierenden müssen erhöht werden«, forderte Herbert Falke, der selbst am Berufskolleg als Lehrer eigene Erfahrungen einbringen konnte. Auch SPD-Landtagsabgeordneter Jürgen Unruhe will sich stark machen, um bessere Studienbedingung zu schaffen.
Hans-Jürgen Zurbrüggen dagegen gab den Schülern zu bedenken: »Warten Sie nicht auf andere, tun Sie selbst etwas. Verzichten Sie mal auf einen Mallorca-Urlaub und investieren Sie in Ihre eigene Ausbildung.« Zum Teil wütende Antworten schlugen ihm deshalb entgegen: »Wissen Sie eigentlich, wie viele Schüler neben der Schule jobben müssen, um ihr Studium zu bezahlen?« Nicht umsonst habe der Bundestag den Schülern jetzt die Aufnahme eines 400 Euro-Jobs gestattet. Das sei eine indirekte Subventionierung von Unternehmen, aber keine Verbesserung von Studienbedingungen.
Die beiden Moderatoren hatten viel zu tun, um jedem Schüler eine Redemöglichkeit zu verschaffen. Nach der Podiumsdiskussion stellten sich die Politiker privaten Gesprächen mit den Schülern zur Verfügung. Spontan äußerten Schüler, auch im nächsten Jahr wieder an einer solchen lebendigen Debatte teilnehmen zu wollen.

Artikel vom 24.04.2007