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Richtige Farben machen
das Leben viel bunter

Aussichten für Maler und Lackierer sind momentan recht gut

Von Wilfried Mattner
Kreis Minden-Lübbecke (WB). Das Maler- und Lackiererhandwerk hat Tradition. Und auch wenn der renovierwillige Zeitgenosse im Baumarkt jede Menge unterschiedlichstes Material zur Verschönerung seiner »vier Wände« finden kann, so greifen Menschen doch gern auf Fachleute zurück, wenn es um die Auswahl von Farben und Materialien für Wände und Böden geht.

Nachwuchssorgen hat deshalb die Maler- und Lackiererinnung Minden-Lübbecke nicht. »Lediglich Spitzenkräfte gibt es nicht in dem Maße, wie wir es uns manchmal wünschen«, stellt Kreishandwerksmeister Karl Kühn, selbst Inhaber eines Familienunternehmens in Lübbecke, fest. Dabei seien die beruflichen Perspektiven überaus günstig. Denn nach der Lehre und der Zeit zum Sammeln wichtiger Berufserfahrung sei der Gang zur Meisterschule durchaus attraktiv und sinnvoll. Kühn erklärt: »Diese Qualifikation zu erreichen lohnt sich für junge Kräfte gerade heute, weil in zahlreichen Betrieben ein Generationswechsel ansteht und häufig eine Nachfolge nur von außen möglich ist.« Und selbst da, wo man nicht einen bereits bestehenden Betrieb übernehmen kann, lohne es sich durchaus, den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen: »Denn in unserem Handwerk ist der Investitionsbedarf auch bei einem völligen Neustart überschaubar.«
Junge Menschen, die noch einen Ausbildungsplatz suchen und der Meinung sind, in diesem Handwerk richtig aufgehoben zu sein, könnten Glück bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz haben. Kühn rät, sich auch noch für das im Spätsommer beginnende neue Ausbildungsjahr zu bewerben. Denn es gebe noch freie Stellen. Und vor dem Hintergrund der anziehenden Konjunktur brauche auch das Maler- und Lackiererhandwerk willige und fähige Kräfte, um das steigende Auftragsaufkommen zu erledigen. Wer diesen Lehrberuf ergreifen wolle, müsse gutes Farbempfinden haben, kontaktfreudig sein und im Umgang mit Kunden über sicheres Auftreten und gutes Benehmen verfügen.
Seit etwa drei Jahren gibt es das neue Berufsbild Bauten- und Objektbeschichter. Es ist eine Chance für junge Menschen, die schulmüde sind, dennoch aber eine Ausbildung anstreben, die jedoch nicht so lange dauert wie üblich. Denn diese schließt schon nach zwei Jahren mit der Gesellenprüfung ab, die aber gleichbedeutend ist mit der Zwischenprüfung für Maler und Lackierer. Und das ist die Chance für Bauten- und Objektbeschichter: Wer will, kann nun weiterlernen und den ganz normalen Lehrabschluss mit Gesellenprüfung nach drei Jahren machen. Die Resonanz auf dieses Angebot ist aber noch dürftig. Kühns Bilanz: »Es ist bislang noch nicht so angenommen wurden, wie man sich das erhofft hatte.«
»Praktika sind ebenfalls eine gute Möglichkeit für junge Menschen zu testen, ob ihnen der Beruf Maler und Lackierer liegt«, meint Innungsobermeister Siegfried Knicker. Und auch die Betriebe könnten erkennen, ob Talent und Ausbildungsbereitschaft vorhanden ist. »Wer sich anstrengt, hat auch gute Aussichten«, ist er sich mit Karl Kühn einig. Und gute Mitarbeiter würden immer gebraucht. In der Innung Minden-Lübbecke gibt es derzeit acht Berufsanfänger im Maler- und Lackiererhandwerk. Sie werden von der ComJob finanziert, im Handwerksbildungszentrum (HBZ) ausgebildet und von hier aus als Praktikanten an Betriebe vermittelt. Da nach einem Jahr ihre Ausbildung im HBZ als erstes Lehrjahr anerkannt werden kann, hofft man, dass aus dem Praktikum ein richtiges Ausbildungsverhältnis wird.
Die Ausbildung der jungen Maler und Lackierer ist ausgesprochen Praxis orientiert. Wobei die Arbeit mit Pinsel und Farben längst nicht die einzige ist. Kühn selbst geht mit Ausbildungsgruppen durch die Stadt, um mit dem zukünftigen Berufsnachwuchs Fassadengestaltung zu üben. Dabei geht es darum, dass die Lehrlinge einen Eindruck vom Gebäude gewinnen und ihn darstellen, einen Gestaltungsvorschlag entwickeln und den Kunden entsprechend beraten. Und genau diese Beratung, dieses Sprechen wird im Unterricht in der Kollegschule und im Handwerksbildungszentrum geübt. Dieses »Fachgespräch« ist seit drei Jahren auch Teil der Gesellenprüfung und gehört zum Praxistest, bei dem der Prüfling einem »Kunden« erklären muss, warum er sich für oder gegen eine Farbe entscheiden würde, warum er die eine Wandbeschichtung empfiehlt und eine andere Lösung ablehnt. »Und dabei gibt es erstaunliche Ergebnisse«, weiß der Kreishandwerksmeister. Und stellt weiter fest: »Auch in den Betrieben muss Nachwuchs gefordert werden. Und da gibt es manchmal Nachholbedarf.«

Artikel vom 31.03.2007