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Auf der Couch festgesessen

Kulturwerk: Uwe Friedrichsen kann Stück nicht retten

Steinhagen (WB). Ein selbstverliebter Autor inszeniert seinen eigenen Tod, um den Nachruhm auszukosten und unter einem neuen Namen wieder erfolgreich Bücher zu schreiben - ein lebhaft aufspielender Uwe Friedrichsen stellte den Kulturwerks-Besuchern am Donnerstag diesen reichlich überspannten Charakter vor.

Welch seltsame Blüten trieb dieser »Narzissmus in Reinkultur« nicht alles in Djerassis Stück »EGO -ÊDrei auf der Couch«? Stephen Marx alias Uwe Friedrichsen weiht seinen Therapeuten Dr. Hofmann (sehr feinfühlig Ralf Weikinger) in sein Vorhaben ein, seine frustrierte Ehefrau (clever-charmant Claudia Buser) aber nicht. Diese sucht selbst den Therapeuten auf, um mehr über die Gefühlswelt des »Verstorbenen« herauszufinden -Êund wird Zeugin eines telefonischen Lebensbeweises der berühmten »Leiche«.
Stephen ist einzig darauf bedacht, sein verehrtes Vorbild Fernando Pessoa in den Schatten zu stellen, seinen Mitmenschen gegenüber ist er herzlos. Die Rache seiner ebenso intelligenten wie sinnlichen Frau trifft ins Schwarze. Sie veröffentlicht den als erstes Werk des »neuen« Autors geplanten Roman eigenmächtig als posthumes Werk von Stephen Marx -Ênicht ohne einige bezeichnende Änderungen vorgenommen zu haben. Dem so bestraften Egomanen bleibt nur die Flucht in eine weitere neue Existenz, während sich Frau und Therapeut gemeinsam trösten.
Ein Stoff für einen Fernseh-Krimi, einen Roman bestimmt - auch für ein Bühnenstück? Autor Carl Djerassi will viel erzählen in zweieinhalb Theaterstunden: die zwanghaften Ängste eines Schrifstellers vor der Kritik (Marx: »Was würden sie schreiben, wenn ich tot bin? Würden sie mich in den Kanon aufnehmen?«), die Geschichte einer zerbrochenen Ehe, die Kraft der Erotik und die Freuden und Leiden eines »Seelenklempners«. Dabei bleibt leider die Handlung auf der Strecke, die Figuren bewegen sich zur Therapie-Couch hin und wieder weg von ihr. Doch weder entwickelt sich ein echter dramatischer Konflikt, noch gibt es wirklich spannende Wendungen oder komische Verwicklungen.
Der Mix aus Thriller, Drama und Komödie ist die eigentliche Schwäche des Stücks, der Grund, warum der Funke nicht überspringen will, warum es immer wieder Längen gibt. Und die konnte leider auch die in Steinhagen freundlich aufgenommene sehr gute Leistung der Schauspieler nicht verdecken. Friederike Niemeyer

Artikel vom 24.03.2007